laut.de-Kritik

Geschichtenerzähler mit voller Riffbreitseite.

Review von

"Compendium": Erst Jazz, dann Metal, dann Rock – what the fuck ist hier denn los?

Elder ist los. Das Trio aus Massachusetts und sein stürmischer Cocktail aus Black Sabbath, Sleep und Kyuss ist für mich jetzt schon die Entdeckung des Jahres. Zieht man die mit Gesang ausgestatteten Passagen hinzu, fallen einem außerdem noch Mastodon als Vergleichsgröße ein. Aber sorry, Urzeitmammut: Vor Elder musst sogar du niederknien.

Die einzigen, die es momentan mit dieser psychedelischen Übermacht aufnehmen können, sind Earthless. Elder kann man gewissermaßen als Pendant zu dem kalifornischen Instrumental-Dreier sehen – nur liegt der Fokus bei Nick DiSalvo, Jack Donovan und Matt Cuoto statt auf Soli eher auf Riffs.

Meist schlagen diese los, nachdem ein sphärisch-luftiger Stonerballad-Teil zuvor in die richtige Traumwelt gelotst hat. Leicht angefuzzt zunächst, Arpeggios, dann kommt die volle Doombreitseite angerauscht. Und ab der Halbzeit schaut auch noch eine Akustikklampfe vorbei, bevor es mit voller Fahrt in den fünfminütigen Endspurt geht. "Legend" ist wahrlich legendär.

Vocals sind bei diesem Jamfeuerwerk im Grunde nur Beiwerk und treten dementsprechend auch nur sporadisch auf. Das was tatsächlich hängenbleibt, sind neben drückenden Groovewalzen vor allem die Gitarrenmelodien. Immer wieder ploppen sie auf und beschränken sich dabei keineswegs auf die im Stonerbereich gerne übliche Pentatonik. Das Eindringen in fast schon jazzige Gefilde stellt keine Seltenheit dar auf "Lore". Bestes Beispiel ist das Intro des bereits erwähnten Openers "Compendium". Schlichtweg überirdisch.

Dem Namen nach gibt "Compendium" dann auch die Marschrichtung für die verbleibenden 50 Minuten vor. Verspielte Parts münden in tonnenschwere Riffs, zersetzt von hookigen Melodien. Jeder Song erzählt seine eigene Geschichte. Insbesondere das so betitelte Herzstück "Lore". Auf dieser Reise durch ihren Soundkosmos schlagen Elder sowohl ruhige als auch schroffe Töne an, legen mittig eine meditative Pause ein, steigern sich schließlich in träumerische Stadioneuphorie und lassen das Ufo unter Donnern und Dröhnen landen.

Trotz massiver Saitenschicht hat auch das Schlagzeug genug Luft zum Atmen und trägt bedeutend zur Gesamtatmosphäre bei. Tomwirbel lockern den Brei auf, die Dynamik steht und fällt mit der Intensität Matt Cuotos Schläge und dem mal dichten, mal zart klingenden Cymbaleinsatz. Gehen wir zu "Deadweight". Im Mittelteil setzen die Drums abrupt aus, die zuvor fies vor sich hin bollernde Saitenfraktion gibt sich plötzlich ganz sanft. Cuoto leutet das Crescendo ein und hievt den Song zurück auf Spur.

Beinahe fragil beginnt dann "Spirit At Aphelion" mit Stahlsaitengitarre und halligen Keyboardklängen. Erneut verleihen die auf und ab wabernden Toms dem Ganzen Tiefe. Dann folgt wieder einer der kindlichen Melodienreigen. Business as usual. Business is good. Repeat.

Trackliste

  1. 1. Compendium
  2. 2. Legend
  3. 3. Lore
  4. 4. Deadweight
  5. 5. Spirit At Aphelion

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