laut.de-Kritik

Der Zuhörer ist hier nur Randfigur.

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Spielt man ganz oben in der DJ-Liga bringt das im besten Fall viele Bookings mit sich. Viel zu wenig Schlaf und jede Menge Stress ist nicht selten die Folge. Kein Wunder, dass sich viele DJs nach den anstrengenden Sommermonaten in der dunklen Jahreszeit gerne zurückziehen. Ellen Allien hat ihren Kalender während des Winters ebenfalls weitgehend frei von Auftritten gehalten und sich an die Arbeit zu ihrem neuen Album "Sool" gemacht.

Der Longplayer ist nach der Mix-CD "Boogy Bytes Vol. 04" bereits das zweite Release des Berliner DJ-Urgesteins. Und er überrascht vom ersten Ton an. Denn wer gedacht hatte, dass sich Ellen Allien mit "Sool" nahtlos in den Kanon der Releases auf ihrem Label Bpitch Control einreiht, der sieht sich getäuscht. Das Album unterstreicht von Beginn an seinen Hang zum Experiment, sucht sein Heil abseits abgedroschener Formeln.

Das heißt auch, dass sich viele der insgesamt elf Tracks des Albums, dem Dancefloor auf charmante Art verweigern. "BIM" mit seinen hallbelegten Drumpatterns ist so ein Beispiel. Hier sind der Verweis auf Industrial-Bands wie Test Department oder frühe Techno-Acts wie Autechre die näherliegenden Referenzen, als irgendwelche Bezüge zu zeitgenössischer Clubkultur herstellen zu wollen.

Was "Sool" dennoch zu einem leicht erkennbaren Produkt der Jetztzeit macht, ist das extrem reduzierte und in sich ruhende Klangdesign. Selbst in seinen poppigsten Momenten wie beim Vocal-Stück "Frieda" sorgt es für eine unüberbrückbare Distanz zwischen Musik und Hörer. Diese sympathische Entrücktheit prägt "Sool" und macht es zu einem sehr persönlichen Release. Der Zuhörer kommt in diesem Konzept allenfalls als Randfigur vor.

"Sool" zeigt eine Seite von Ellen Allien, die man so bislang noch nicht gekannt hat. Von der leidenschaftlichen Plattenauflegerin sind die elf Stücke des Albums weit entfernt. "Sool" ist eine Beschäftigung der Produzentin Ellen Allien mit sich selbst. Dennoch gerät das Release nie zur bloßen Nabelschau. "Sool" ist ein introvertierter musikalischer Trip, auf den man sich als Zuhörer gerne einlässt.

Trackliste

  1. 1. Einsteigen
  2. 2. Caress
  3. 3. Bim
  4. 4. Sprung
  5. 5. Elphine
  6. 6. Zauber
  7. 7. Its
  8. 8. Ondu
  9. 9. Frieda
  10. 10. MM
  11. 11. Out

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