laut.de-Kritik

Der Wink mit dem Mistelzweig.

Review von

Elvis Presley, der King of Rock'n'Roll, hat auch beinahe 40 Jahre nach seinem Ableben nichts an Strahlkraft eingebüßt. Sein Plattenlabel sieht das wohl genauso und veröffentlicht munter drei bis vier Compilations pro Jahr. Gerade in der Weihnachtszeit brennt es den Plattenbossen unter den Fingern: "Christmas Duets", "The Classic Christmas Album" oder "Merry Christmas... Love, Elvis", um nur einige aus den letzten Jahren zu nennen.

In die Reihe der posthumen Veröffentlichungen fügen sich allerdings auch kleine Schätze ein, wie etwa das Mammutwerk aus 130 Songs: "From Nashville To Memphis". Und bei "If I Can Dream" erweist sich immerhin die musikalische Unterstützung eines Königs würdig. The Royal Philharmonic Orchestra versteht sich nicht allein auf klassische Musik, allerlei Größen aus der Welt des Pop erfreuten sich schon ihres Supports.

Das Peggy Lee-Cover "Fever" etwa begeistert mit einem Intro, wie ich es mir in einem James Bond-Film wünschen würde, anstelle des biederen Sam Smith. Michael Bublé mit ins Boot zu holen, erweist sich als kluger Einfall. Die Kreuzung beider Stimmen erweckt gar den Eindruck, der King sei leibhaftig im Studio und würde da ins Mikro hauchen.

"You've Lost That Lovin' Feeling" schlägt in die gleiche Kerbe. Nur zu gerne möchte man dem Irrglauben aufsitzen, Elvis und sein Orchester stacheln sich gegenseitig zu Höchstleistungen an. Kein Gedanke daran, dass er schon so lange unter der Erde liegt.

Für einen eher faden Beigeschmack mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft sorgen allerdings die ruhigen Balladen. Natürlich sind "Can't Help Falling In Love" oder "Love Me Tender" große Songs, allerdings versäumt es das Orchester unter dem Dirigenten Charles Dutoit, eine eigene Note einzubringen. Hier fehlt der bestimmte Verve, der eigentlich möglich wäre. Noch langweiliger gerät allerdings das Neil Diamond-Cover "And The Grass Would Pay No Mind". Hier drängt sich eher das Bild einer trockenen Steppe auf, als das einer grünen Frühlingswiese, derart träge schleppt sich des Königs Organ durch den Song.

Die letzten beiden Tracks stellen dann doch ein würdiges Finale dar. Vor allem "If I Can Dream" breitet die ganze Stimmgewalt des Kings aus. Der utopische Entwurf einer besseren Welt lässt den Fan zugleich wehmütig zurück; denn in dieser würde der King noch leben. Ob dagegen unsere Welt eine weitere Compilation ernsthaft gebraucht hätte, bleibt fraglich. Sich Elvis Presleys Musik zurück ins Gedächtnis zu rufen, zahlt sich allerdings immer aus.

Trackliste

  1. 1. Burning Love
  2. 2. It's Now Or Never
  3. 3. Love Me Tender
  4. 4. Fever
  5. 5. Bridge Over Troubled Water
  6. 6. And The Grass Would Pay No Mind
  7. 7. You've Lost That Lovin' Feeling
  8. 8. There's Always Me
  9. 9. Can't Help Falling In Love
  10. 10. In The Ghetto
  11. 11. How Great Thou Art
  12. 12. Steamroller Blues
  13. 13. An American Trilogy
  14. 14. If I Can Dream

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