laut.de-Kritik
Utopia für Rap-Liebhaber, die Respekt und keine Angst haben.
Review von Alexander EngelenEmbee, Produzent der schwedischen Looptroop, legt ein überaus smoothes Solodebüt hin. In seinen "Tellings From Solitaria" entführt der DJ den Hörer in ein imaginäres Land, in dem die Sonne regenbogen-farbig scheint, die Skyline aus Keyboards, Samplern, Gitarren und Blasinstrumenten besteht, und der König MPC und Plattenspieler als Zepter trägt. Die Bevölkerung von Solitaria besteht aus kopfnickenden Hip Hoppern, nostalgischen Jazz-Verfechtern und verträumten Easy Listening-Fans. Embee herrscht mit heldenhafter Güte über sein Königreich und lässt alle Untertanen am täglichen Leben bei Hofe teilnehmen. Jeder darf sich einbringen und Solitaria zu einer spielerischen musikalischen Demokratie ausbauen.
Spielerisch zimmert Embee verschiedenste Soundcollagen zusammen, erntet hier und da vom Baum aller Genres und etabliert damit Solitaria als neues Mekka der Hip Hop-Hörer, deren Horizont nicht an den Grenzen ihres Blocks endet. Die Grundlage bilden lässige Beats, die der Produzent mit allerlei Schnickschnack aufpeppt, einem springenden Bass, mystischen Streichern, jazzigen Bläsern und allem, was ein Sampler sonst noch so hergibt.
Ein Auftritt seiner Crew Looptroop darf natürlich nicht fehlen. "Embee For President" zeigt die Rap-Combo in Höchstform, vorbildlich unterstützen die Untertanen von Solitaria ihren Monarchen. Doch ein Beitrag von Promoe und Co. muss ausreichen. Zu viele weitere Facetten sind zu entdecken. Embees Produktionen funktionieren außerdem auch ohne Rap ganz wunderbar. Allen voran zeigen das die Arbeiten mit Sängerin Vanessa Liftig, bei denen die Smoothness nicht mehr zu steigern ist. Auf "Not Tonite" und "Soulrain" betört die schwedische Chanteuse mit ihrem lieblichen Organ, umschließt damit wärmend ein verschachteltes Piano, dann ein Sample-Orchester auf jovialen Handclaps.
Das weite Königreich hat auch zu bieten: Innovative Jazz-Improvisationen mit dem Reinis Zarins Quartet, in dessen Improvisation sich Embees Samples wie ein zusätzliches Instrument einordnen. "City Lights" verbeugt sich sphärisch vor der Urbanität, "The Sallad Days" lebt als einziger echter Rap-Track auch davon, dass dem Hörer bei Embees positiven Produktionen stets das Herz aufgeht.
Schließlich fasst das abschließende "Transitional Area" noch das Vorangegangene zusammen und etabliert Solitaria als neues Utopia für Musikliebhaber, die vor dem Alten Respekt und vor Innovationen keine Angst haben.
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