laut.de-Kritik
Von unfreiwilliger Komik gibt es hier reichlich.
Review von Ulf KubankeEntwine zeigen sich stilistisch weiterhin experimentierfreudig. Nach den Anfängen als Deathmetal-Combo lieferten sie mehrere Scheiben lang eine zumindest gelegentlich einigermaßen überzeugende Vorstellung als HIM-Klon und gaben sich ausgiebig der Bon Jovisierung des Gothrock hin. Mit "Chaotic Nation" erfolgt nunmehr ein weiterer Schwenk. Die Platte klingt an vielen Stellen als würden Therapy? ein klassisches Heavy Metal-Album mit zweitklassigen The Rasmus-Tracks aufnehmen.
Handwerk und Produktion kann man keinerlei Vorwurf machen. Druck und Dynamik stimmen. Sogar die Idee, zwischendrin einen Hauch 80er-Keyboardsound samt passender Gitarrensoli einzubauen, klingt im Ansatz nicht gänzlich uninteressant. Das Songwriting kommt indes nicht mit und verdirbt den potentiellen Spaß mit ödesten Allerweltsmelodien.
Denn peinlich genau achten die Finnen bei jedem Lied auf extreme Eingängigkeit. Das ist theoretisch gut gedacht und würde zum musikalischen Mantel passen. Die Ideen der rein über den Gesang transportierten Refrains und Strophen lassen jedoch zu wünschen übrig und kommen nicht entfernt über mediokren Ladidah-Baukastenrock der berechenbarsten Sorte hinaus. Kaum einen der Tracks möchte man unbedingt ein zweites Mal hören. Macht man es dennoch, bricht die große Langeweile aus. Gute Unterhaltung geht anders.
Es sei denn, man steht auf ein gerüttelt Maß unfreiwilliger Komik. Davon gibt es reichlich. Mit den durchgehend dramatisch gehaltenen Vocals, immer auf Sensation und Leidenschaft getrimmt, unterstreichen Entwine die Blutleere ihrer Tracks. Einzig der poppige Ausreißer "The Evil Lies In The Shadows" kann mit flockigem Pianopart und sattem Partyrock überzeugen.
Mit solcher Konfektionsware von der Schablonen-Stange bleibt die Band ihrem bisherigen Werdegang qualitativ leider treu. Ohne eine musikalische Vorlage zum Kopieren reicht es nicht für einen eigenständigen künstlerischen Weg.
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