laut.de-Kritik
Norwegen, du hast es besser.
Review von Matthias von ViereckNorwegen, du hast es besser. Zumindest, wenn man dem Magazin der Süddeutschen Zeitung Glauben schenkt, die dem Königreich heuer zum Grand Prix eine Titelgeschichte widmete. Hier nun soll es um nicht mehr aber auch nicht weniger als eine Langspielplatte gehen, die obige These zwar nicht uneingeschränkt unterstreicht, aber auch nicht widerlegt. Das ist schon feines, angefolktes Popzeug. Erlend Ropstad heißt der junge Mann, es ist sein zweites Album.
Ganz und gar unaufgeregt, mit der für skandinavische Künstler so typischen Nonchalance und einem immer wieder für sich einnehmenden, tollen Klavier geht Erlend hier zu Werke, der diese Platte seinem Freund Roy Søbstad (siehe Titel), einem Journalisten und Cartoonisten, widmet.
Zu Beginn gibts zwei veritable Lieblinge, vor allem "Mary’s No Saint" mit seinen hämmernden Pianoakkorden ist ein Instant-Hit. Nur selten wird die hoffnungsvolle Erwartung enttäuscht, etwa wenn Ropstads Manier an der einen oder anderen Stelle ins leicht jackjohnsonhafte kippt. Ein großes Manko indes ist das nicht, nur allzu viel gen Hawaii sollte Erlend in Zukunft nicht schielen, damit er nicht irgendwann als Epigone des Spieles verwiesen wird.
Denn eigentlich hat er das gar nicht nötig. Seine wohlig timbrierte Stimme, die adäquate Instrumentierung – zu der auch Streicher des Bergen Philharmonic Orchestra gehören – das alles macht Sinn und Freude. Und sympathisiert nur hie und da mit etwas gefälligen Popmustern. "If I Come Back" vielmehr tendiert ins Countryeske, ist hier doch ein recht feines Banjo zu vernehmen.
"Don't Give Up On Me Yet" unterstreicht, dass sich Erlends mit sympathischem skandinavischen Akzent grundiertes Organ durchaus auch in höheren Tonlagen wohl fühlt. "Roberta Flack" schließlich gehört zu den intensivsten Momenten der Platte, was auch im melancholischen Text des Liedes begründet liegt. Bei allem klanginduzierten Gaudium sollte man ohnehin die Lyrics nicht vergessen, die unsere Aufmerksamkeit verdienen, meistenteils zumindest. Norwegen hin oder her, diese Platte geht schlichtweg in Ordnung.
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