laut.de-Kritik

Mit dem neuen Sänger geht der Ausnahmestatus flöten.

Review von

Seit dem Album "Error Rhythm" von 2004 hatte ich den guten Herrn Deml und seine Band Errorhead ein wenig aus den Augen verloren. So war mir auch bis vor kurzem nicht bewusst, dass mit Andrew Gräser mittlerweile auch ein fester Sänger in der Band ist. Der macht seinen Job zwar gut, aber irgendwie geht damit der Ausnahmestatus von Errorhead auch ein wenig flöten.

Was mir an "Error Rhythm" nach wie vor so gut gefällt ist die Tatsache, dass Marcus Deml echte Songs schreibt und keine ellenlangen Soli, die mit ein wenig Rhythmik unterlegt sind. Dem gängigen Songschema hat sich der Mann auch schon auf den letzten Veröffentlichungen immer mehr angenähert, und mit Basser Frank Itt und Drummer Zacky Tsoukas eine exzellente Rhythmustruppe am Start.

Mit Andrew greift auf "Organic Pill" nun auch wieder verstärkt ein Sänger zum Mikro, um die jazzigen Bluesnummern abzurunden. Das klingt von vorne bis hinten angenehm, professionell und weitgehend auch angenehm relaxt. Nur leider auch oftmals etwas austauschbar. Zu Klängen wie "One Of Those Days", "Big Heart" oder "Rainy Day" mag man in der Strandbar abends locker mit dem Fuß wippen oder dem Kopf nicken, aber das war's nach dem Feierabend auch schon.

Da kommt der Opener "Let Me Get Down", der original nach der Beschallung zu nem 70er-Jahre Porno klingt, noch angenehm überraschend rüber. Interessanter wird es schon bei "Fool In Love", wobei die Bläser aber leider auch nur Alibifunktion haben, anstatt dass man sie effektiver einsetzt. Zumindest experimentiert die Band hier mal ein wenig mit Sounds und Effekten.

Gewohnt sicher und gut sind Errorhead immer dann, wenn sie sich auf instrumentalem Terrain wie "Irish Kids", "Mr. Gonzales", "Organic Pill" und dem Rausschmeißer "Alice Has Just Left The Building" bewegen. Hier lässt Marcus einmal mehr keinen Zweifel daran, dass er ein begabter Techniker mit jeder Menge Feeling ist, der ausschließlich songdienlich spielt.

Ich wage mal zu behaupten, dass man die 30 schon hinter sich gelassen haben muss, um mit "Organic Pill" etwas anfangen zu können. Wer die Entwicklung genauer verfolgt hat als ich, wird die Veränderung hin zur Blues Rock-Band vermutlich leichter nachvollziehen können. Mir persönlich ist der Reiz hier etwas verloren gegangen.

Trackliste

  1. 1. Let Me Get Down
  2. 2. I'm Just Existing
  3. 3. One Of These Days
  4. 4. Irish Kids
  5. 5. Fool In Love
  6. 6. Mr. Gonzales
  7. 7. Star
  8. 8. Be Yourself
  9. 9. Organic Pill
  10. 10. Big Heart
  11. 11. Rainy Day
  12. 12. Alice Has Left The Building

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