laut.de-Kritik

Etwas zu oft klingen sie gewollt hart ...

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Hört man "Immer Das Selbe", denkt man, man hätte es mit einer Band zu tun, die versucht, die Ärzte zu imitieren. Zugegeben nicht mal schlecht. Doch dieser Song bildet die Ausnahme. Denn eigentlich singt hier ein Mädel.

Sidney Nevermind nennt sie sich, was wiederum auf Nirvana schließen lässt. Womit man schon wieder falsch liegt. Viel eher bekommt man ernste Lucilectric mit vollerer Stimme serviert. Dazu eine ordentliche Portion Teenage Angst, Verletzungen und Selbstfindung. So fängt man den Kern von Etwas musikalisch und inhaltlich wohl am besten ein.

Cousin und Cousine aus Leipzig sind so jung, dass sie in Interviews nach ihrem Stundenplan gefragt werden. Und doch zeugen Sidneys Texte von Selbstreflexion. Sie wolle auf deutsch singen, da sie etwas rüber bringen möchte - in ihrer Muttersprache. Das gelingt ihr, die Lyrics vermitteln das Innenleben eines verwirrten Teenagers sehr eindringlich. Immer wieder spricht die Ich-Erzählerin sich selbst die Normalität, die Zurechnungsfähigkeit ab("Ich drehe durch, beklopptes Kind/Ich raste aus, verrückt im Kopf" oder "Schick mich in die Anstalt").

Musikalisch lässt das Pärchen noch etwas an Eigenständigkeit vermissen. Zu eindeutig positionieren sie sich in den schon besetzten Regionen des Deutschrock, lassen sich dort zu lange nieder. Etwas zu oft klingen sie gewollt hart. Löbliche Ausnahmen sind das ironische "Immer Das Selbe" und die traurig-balladesken "Zu Viel (Unplugged)" oder "Nirgendwo". Hier brechen sie aus dem sich wiederholenden Klangmuster aus, um sich mit zerbrechlicher Stimme eindringlich auszuweinen - im positiven Sinne.

"Zu Viel" schafft es, im gegebenen Rahmen des Deutschrock Nuancen auszuspielen. Doch auch wenn man die Songs nicht als eintönig bezeichnen kann, so fehlt es Etwas noch an Bandbreite, um ein wirklich interessantes Album hinzubekommen. Sie sind auf einem guten Weg.

Trackliste

  1. 1. Halt Mich
  2. 2. Geradewegs Ins Licht
  3. 3. Käfig
  4. 4. Ich Zieh' Mich Vor Dir Aus
  5. 5. Viel Zu Viel
  6. 6. Wieso
  7. 7. Etwas Gelogen
  8. 8. Bemal' Mich!
  9. 9. Nirgendwo
  10. 10. Immer Das Selbe
  11. 11. Hilfe Von Oben
  12. 12. Alles Wird Gut
  13. 13. Zu Viel - Unplugged Version

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