laut.de-Kritik
Die Thrash Metaller feuern aus allen Rohren.
Review von Michael EdeleMan muss sich echt fragen, was Exodus ihrem neuen Shouter Rob Dukes ins Essen gemischt haben. Hat der Kerl auf "Shovel Headed Kill Machine" schon einen ausgesprochen guten Job abgeliefert, legt er auf der aktuellen Scheibe "The Atrocity Exhibition (Exhibit A)" eine wahre Glanzleistung hin.
Nach einem Intro, das fast schon nach traditionellem Metal mit doppelläufigen Maiden-Gitarren klingt, legt "Riot Act" nach knapp anderthalb Minuten mit einem typischen Gary Holt-Riff los, und Drummer Tom Hunting pfeffert uns gekonnt eine vor den Latz. Nichts gegen Paul Bostaph, aber der gute Tom prügelt einfach eine deutlich technischere Schiene und gibt Exodus den letzten Kick.
Die große Überraschung ist aber - wie schon gesagt - Rob Dukes, der inzwischen wie eine perfekt Mischung aus Paul Balloff und Steve Souza klingt. Das sind Exodus in Reinkultur, und wenn man die Hose nicht wirklich festgeschnallt hat, ist sie schon nach dem Song weg.
"Funeral Hymn" sägt einem mit dem gnadenlosen Eingangsriff schon die Rübe ab, holt aber erst mit angezogenem Tempo zur Vernichtung aus. Zwar strecken Exodus ihre Riffs hin und wieder ungewohnt, doch im Gegensatz zu Metallicas "St. Anger" haben diese Riffs echte Substanz und dünnen dabei nicht aus. Außerdem stehen mit Gary und Lee Altus zwei Leadgitarristen in den Reihen der Band, die diese Bezeichnung beide mehr als nur verdient haben und sich gegenseitig anfeuern, dass einem beinahe einer abgeht. Auch das folgende "Children Of A Worthless God" spart nicht mit kleine Details und vor allem stellenweise unerwarteten cleanen Vocals und orientalischem Abschluss.
Mit Kritik sparen die Jungs auf der Scheibe nun wahrlich nicht, und auch die Grooves kommen nicht zu kurz, wie "As It Was, As It Soon Shall Be" eindrücklich beweist. Im Stile von "Toxic Waltz", nur eine ganze Schippe aggressiver walzt die Midtemponummer über den Hörer weg. Wenn man dann eh schon platt am Boden liegt, schadet es auch nicht mehr, dass der Titeltrack als Rasenmäher gleich noch mal drüber wegflitzt. Allerdings ziehen sie im Chorus immer wieder die Handbremse, nur um das Tempo in der leicht schräg klingenden Strophe noch deutlich hervorzuheben. Der etwas langatmige Mittelteil ist vielleicht noch der einzige Kritikpunkt, den ich an der Scheibe gelten lassen würde.
Einen Thrasher vor dem Herrn (wie man ihn eben von Exodus erwartet) schieben sie mit "Iconoclasm" hinterher. Wenn das Teil auf der nächsten Tour nicht im Liveprogramm steht, könnte es leicht zu Tumulten kommen. Auch das breit und mächtig beginnende "The Garden Of Bleeding" drückt wenig später kräftig auf's Gas, braucht aber doch eine gewisse Zeit, um sich endgültig zu entfalten. Mit "Bedlam 1-2-3" verhält es sich zum Schluss hin zwar ähnlich, doch nach wenigen Sekunden feuert der Song aus allen Rohren. Ein Abschluss nach Maß!
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