laut.de-Kritik

Dub um zusätzliche Feinheiten erweitert.

Review von

Multiinstrumentalist Frank Schültge alias F.S.Blumm und Neo-Klassik-Tausendsassa Nils Frahm eint eine gemeinsame Leidenschaft für Dub. F.S.Blumm hat sich als Mitbegründer des Quasi Dub Development für das 2014er-Album "Little-Twister vs. Stiff-Neck" mit Lady Ann und dem kürzlich verstorbenen Lee 'Scratch' Perry zusammengetan. Frahm wiederum lässt gelegentlich eine gewisse Vorliebe für die mit Dub verbundenen Studiotechniken in seiner Musik durchschimmern. Nun leben die beiden auf "2X1=4" ihre Leidenschaft für das Genre zusammen aus.

Der größte Teil des Albums entstand schon 2016 bei Improvisationssessions, die Frahm mit einem Tape Recorder mitschnitt. Danach arbeiteten die zwei in Frahms Studio im Berliner Funkhaus an Edits und Overdubs. "Es war ein Prozess, der ungemein zeitaufwändig war, aber richtig Laune gemacht hat", erzählt der Pianist. Diesen Spaß merkt man der Platte auch an.

Trotzdem kommt an einigen Stellen immer wieder eine gewisse Melancholie zum Tragen. So legen sich im anfänglichen "Desert Mule" schwere Streicher-Arrangements über knisternde, entschleunigte Beats. Zudem verfügt das Stück durch die tiefen Gitarrentöne von F.S.Blumm über eine leicht bluesige Note. Das anschließende "Presidential Tub" ist dann mit viel Groove, metallischen Klang- und verzögerten Dub-Effekten Lee 'Scratch' Perry-Schule im besten Sinne. "Puddle Drop" hat wieder eher etwas Getragenes und verbreitet durch die mit Hall unterlegten Chorsamples und durch ruhige, flötenartige Sounds eine sakrale, andächtige Stimmung. Zudem hört man gegen Ende Frahms Hang zur verspielten Elektronik heraus.

"Buddy Hop" zeichnen dagegen ruhige, geerdete Gitarrenklänge aus, die etwas mehr Gelassenheit ins Soundbild bringen. Das Highlight des Albums folgt schließlich mit "Sarah & Eve", das über dreizehn Minuten lang mit entspannten Dub- und präzisen Drum-Rhythmen, viel Overdub sowie verfremdeten Streichern und Bläsern einen hypnotischen Sog entfaltet, dem man sich nur schwer entziehen kann. "Raw Chef" wartet im Anschluss zunächst mit geschichteten, reggae-artigen Tunes und lässigen Saitentönen auf, verschiebt sich jedoch hinten raus mit trüben Streichern mehr ins Düstere. Das abschließende "Neckrub" strahlt am Ende mit verzerrten Beats, experimentellen Gitarren- und verhuschten Choreinschüben etwas Dreckiges aus.

Es bleibt ein Werk, das den Dub sicherlich nicht von Grund auf verändert, aber um zusätzliche Feinheiten erweitert und das hörbar von der musikalischen und produktionstechnischen Erfahrung zweier Künstler lebt, die sich gegenüber neuen Einflüssen in ihrer Musik immer noch neugierig zeigen.

Trackliste

  1. 1. Desert Mule
  2. 2. Presidential Tub
  3. 3. Puddle Drop
  4. 4. Buddy Hop
  5. 5. Sarah & Eve
  6. 6. Raw Chef
  7. 7. Neckrub

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