laut.de-Kritik
Riesen-Party am Brighton Beach.
Review von Alexander CordasDer 13. Juli 2002 wird den Einwohnern von Brighton wohl noch einige Zeit in Erinnerung bleiben. War das doch der Tag, an dem Fatboy Slim aka Norman Cook zur Neuauflage der "Big Beach Boutique" geladen hat. Zum triumphalen Heimspiel-Event des DJs auf dem Strand des Seebades wurden aus den 60.000 Besuchern des Jahres 2001 sage und schreibe eine Viertelmillion Menschen, die sich den schmalen Streifen am Meer teilen mussten. Die Voraussetzungen für eine Megaparty sind von Besucherseite her gesehen mehr als ideal. Hinzu kommt, dass der Tag schöner nicht hätte sein können. Strahlender Sonnenschein, Mädels in knappen Shirts, usw. Jetzt muss nur noch Norman Cook die Stimmung kanalisieren und die Menge zum Abhotten bringen.
Schon beim Intro, das den Big Beat-Pionier beim Gang zur Bühne zeigt, stimmt sich Cook in Boxermanier auf seinen Auftritt ein. Ein Händeschütteln hier, ein, zwei Worte dort, und schon steht er als einziger Hansel auf einer Megastage, die viel zu klein scheint für den ständig grinsenden Fatboy Slim. Bei der Songauswahl scheint er bewusst darauf verzichtet zu haben, sein eigenes Material unters Volk zu jubeln. Richtig so! Wer richtig auflegt, will sich nicht selbst darstellen, sondern dem Affen, sprich der Menge, Zucker geben, und das tut Cook die folgenden 90 Minuten zur Genüge. Behutsam baut er sein Set mit leicht groovenden Songs auf, um die Menge erst einmal locker zu machen. Im weiteren Verlauf baut er immer mehr Klopper ein, um zum Ende hin wieder das Tempo etwas heraus zu nehmen.
Es ist schon ein Vergnügen, den Briten dabei zuzuschauen, wie sie sich mal wieder selbst feiern. Fatboy Slim ist der perfekte Gastgeber, wenn er an den Plattentellern steht und wie ein viel zu kleiner Junge überglücklich in die tosende Party grinst. So darf er sich dann auch als "Sexiest Man In Jamaica" fühlen, wenn er mal wieder mit dem Publikum über selbst geschriebene Messages kommuniziert, die er in die Kamera hält, und die dann auf die Riesenleinwand hinter ihm projiziert werden. So scheint seine Frage "Are We Having Fun Yet?" lediglich ein verschmitztes fishing for compliments zu sein, denn jeder Kameraschwenk über die Masse zeigt genau drei Sachen: Party, Party und Party. Abgerundet wird dieses Ambiente durch den herrlichen Background des Strandes. Der ewig lange Promenadensteg scheint nur dafür gebaut worden zu sein, um an diesem Tag hell erleuchtet für heimelige Atmosphäre zu sorgen. Aufpassen sollte man (bei Spielzeit 28:45!) auf den Typen mit der Porno-Sonnenbrille, sehr witzig.
Der Eindruck, dass diese Open Air-Veranstaltung ein nicht unerhebliches Maß an Woodstock-Flair verbreitet hat, ist überdeutlich, und die DVD ermöglicht es, im Nachhinein dabei gewesen zu sein. Extra Features pappen da nur noch das Sahnehäubchen obendrauf. Zusammen mit dem Interview und dem "geheimen" Zusatzmaterial ist "Big Beach Boutique II" ein Paradebeispiel dafür, wie man ein Live-Ereignis wie das am Brighton Beach auf Ton-/Filmträger bannt. Gratulation hierfür und: danke!
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