laut.de-Kritik
Hommage an die Beastie Boys, Ice T und EPMD.
Review von Dani Fromm"Bei dieser Platte geht es nicht um die Liebe zu Hip Hop." Na, wie gut, dass Murs und Slug das extra anmerken - zu hören wäre dieser Sachverhalt nämlich nicht. Unter den Händen des Atmosphere-Produzenten Art entstand ein Album, das sich durchaus als eine Hommage an die Beastie Boys, Ice T und EPMD auffassen lässt. Die Widmung allerdings richtet sich an keine Rap-Ikone, nein: Felt zollen dem durch die Cosby-Show bekannt gewordenen Hollywoodsternchen Lisa Bonet ihren Tribut. Was geht?
Felts zweiter Schlag bildet gleichzeitig den zweiten Anlauf: Nachdem es Rhymesayers' Slug und Murs (aus den Reihen der Living Legends) wider Erwarten nicht gelang, mittels "A Tribute To Christina Ricci" das angebetete großäugige Püppchen von ihren Qualitäten zu überzeugen, versuchen sie diesmal ihr Glück bei Lenny Kravitz' Ex-Ehefrau.
"Employees Of The Year" stellt gleich zu Beginn klar, wo der Hammer hängt: Funky Gitarrensound und die dicksten anzunehmenden Bass-Schläge begleiten zwei MCs, die klingen, als seien sie füreinander geschaffen. Ein Umstand, der mir besonders bei der mächtig zum Kopfnicken animierenden Nummer "Gangster Ass Anthony" aufgefallen ist: Die beiden Herren, die (wie sie hier demonstrieren) ganz schön böse daher kommen können, treiben sich gegenseitig an. Jeder einzelne Mikrofonwechsel versetzt dem Track einen neuen Kick. Warum, frage ich mich, findet man solche Paarungen nicht häufiger?
"Morris Day" mit eingängigem Basslauf liefert ein weiteres Beispiel für gediegene, perfekt aufeinander und auf das überaus angenehme, melancholisch angehauchte Instrumental abgestimmte Reime. Gefühlvoll wird es in "Woman Tonight". Obwohl der Rap beachtliches Tempo vorlegt, wirkt der Track doch eher zurückhaltend und lässt an der Einsamkeit, die ein Leben aus dem Koffer zuweilen mit sich bringt, teilhaben. Nate "The Guitarman" Collins und Eric "I Cue" Anderson an den Keyboards stehen helfend zur Seite.
Auch "The Biggest Lie" gestaltet sich eher nachdenklich. Kein Wunder, wenn man die Probleme der Welt, mit Sex, Drogen und dem Leben an sich, in einem einzigen Song unterzubringen versucht. Felt beenden ihr zweites Album mit "I Shot A Warhol": Oldschool-Raps treffen auf jazzig swingende Pianoklänge.
Am besten können Slug und Murs allerdings eins: Großmäulig fett auf die Kacke hauen. "Breaker Down Like A Shotgun" gibt, reduziert auf den satten Bass, musikalisch zwar wenig her, besticht aber durch ausgesprochen erheiternde Lyrics, die unmittelbar den Sinn und Zweck des Albums vor Augen führen. Wie gesagt: Um Hip Hop dreht es sich hier erst in zweiter Linie. Wieder einmal würden Frauenrechtlerinnen Kopf stehen, wieder einmal werde ich nicht begreifen, warum. In "Your Mans And Them" steht der dicke Bass ebenfalls beherrschend im Vordergrund, wird allerdings durch ein discolastiges Soulsample und Lil Brett Johnson am Bass aufgemotzt. Wer schon immer über die Phantasien offensichtlich notgeiler Rapper bezüglich Mechanikerinnen oder Kellnerinnen Bescheid wissen wollte, dem sei "Dirty Girl" empfohlen.
Meinen persönlichen Spitzenplatz teilen sich, Entscheidung leider unmöglich, zwei Tracks: Bei "Early Mornin' Tony" trifft die funktriefende Basslinie auf Orgeltöne, so dass man meint, man sei in einem alten Ice T-Track oder aber bei den hoffentlich unvergessenen 7A3 gelandet. Zu "Life Vegas" schließlich ließe sich über Elektrobeat, Disco-Samples und arschcoole Raps schreiben. Es reicht allerdings auch vollkommen aus, sich auf die Kernaussage zu beschränken: Die Nummer bounct wie Sau, wem das entgeht, der ist tot.
Nun, wenn Madame Bonet einen Hauch von Interesse für qualitativ hochwertigen Hip Hop und eine gehörige Portion Humor mitbringt, sollte sie das ebenso freundliche wie eindeutige Angebot zumindest in Erwägung ziehen. Ich würde darüber nachdenken. Immerhin treffen sich hier - das Ergebnis lässt kaum Raum für Zweifel an der großspurigen Ankündigung - "two masters of their styles", und das tatsächlich "stronger than ever".
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