laut.de-Kritik
Texte über unerfüllte Liebe und verträumter Pop berühren den Hörer.
Review von Andrea TopinkaWie Sam Smith oder John Newman profitierte auch Christopher Mansfield, Kopf von Fences, von einem glücklichen Feature: Mit dem selbstbetitelten Debüt beeindruckte der Songwriter aus Seattle Macklemore so sehr, dass der Rapper ihn für eine neue Version von "Otherside" an Bord holte. Wenig später feilten sie für "The Heist" gemeinsam an "10,000 Hours". Macklemore & Ryan Lewis revanchierten sich, indem sie "Arrows", die Single von Fences "Lesser Oceans", dank ihrer Unterstützung in die Charts katapultierten.
Die berühmten Kumpels sorgten so für den Durchbruch, der Fences mit dem Erstling 2010 verwehrt blieb. Eine Dosis Vitamin B von Tegan & Sara und feiner Folk-Rock reichten am Ende nur für einen Platz auf der "Albums You May Have Missed"-Liste des Spin Magazines. Ein ähnliches Schicksal ist schon mal abgewandt.
Neben dem Gastauftritt des Thrift-Shoppers beteiligten sich auf der Produktionsseite zwei alte Hasen: Chris Walla von Death Cab For Cutie und Jacquire King, der dreifacher Grammy-Preisträger ist und unter anderem Tom Waits, Kings Of Leon oder Of Monsters And Men produzierte.
Wie die Namen erahnen lassen, neigen sich Fences mit "Lesser Oceans" stärker in Richtung eingängiger Pop-Melodien und verknüpfen diese mit den folkigen Wurzeln ihres Debüts. Das ist keine neue Idee. Mansfield und seine Mitstreiter kreieren in ihrem Rahmen trotzdem eine sorgfältig ausgearbeitete Platte, die in ihrer melancholischen Grundstimmung gleichzeitig das Herz erwärmt.
In "The Lake" sinniert der Amerikaner begleitet von Synthesizern und Chor über verlorene Liebe. "Songs About Angels" oder "Lesser Oceans" taugen mit Ohrwurm-Hooks zur Rock-Hymne. Den Songs fehlen die lyrischen Wermutstropfen nicht: "I know that I'm getting older / I don't think they really like me / If I could stay just a little longer / They might be giving out new grades" ("Lesser Oceans"). Das oft erprobte Crossover zwischen Indie-Rock/Pop und Hip Hop mit Bass, Beats, Gitarre und Chor mündet in "Arrows", einem Höhepunkt des Albums über die Tücken des Erfolges.
In "Running Off The Gods" hingegen ist Zeit für einen Seelenstriptease, der sich in der zurückgenommenen Akustikbegleitung widerspiegelt. Möglicherweise inspiriert vom verstorbenen Elliott Smith, seinem "Helden", wie Mansfield in einem Interview erzählt, wagt er sich an tief sitzende Selbstzweifel und wiederkehrende Dämonen: "People all around me telling me I'm so damn lucky / In getting what I wanted, I became so goddamn ugly" und "Guess I keep on trying, fight off the drinks and constant lying / People try to save me, it's me myself I'm always blaming and I'm afraid to die / I lie, I lie, I lied”.
Bassistin Lindsey Starr übernimmt in fast allen Songs die Backing Vocals oder einzelne Zeilen. Vor sich hin plätschernde Songs wie "My Mountain Is Cold" rettet das Zusammenspiel der beiden, das Assoziationen mit älteren Shout Out Louds-Nummern weckt. Der lapidare Midtempo-Gitarren-Rock von "Sunburns" kann dadurch allerdings auch nicht mehr aufgewertet werden.
"Lesser Oceans" ist dennoch alles andere als ein schludriger Versuch, den Charterfolg auszuschlachten. Natürlich ist der Stilwandel zum Teil dem Wunsch geschuldet, ein größeres Publikum zu erreichen. Auftritte bei Rock im Park/Rock am Ring 2015 wurden gerade bekannt gegeben. Trotzdem darf man sich ohne schlechtes Gewissen von Fences Texten über unerfüllte Liebe, das Altern, Ziele und Tod berühren und vom verträumten Pop-Anstrich einlullen lassen.
1 Kommentar mit 2 Antworten
Das Coverartwork von Matteo abgekupfert ?
Dieser Kommentar wurde vor 10 Jahren durch den Autor entfernt.
die dinger in seiner fresse sind echt. unlustig.