laut.de-Kritik
Heftiges Breitwand-Geschütz und ein extremes Organ mit Computer-Krücke.
Review von Alexander CordasFilter, Klappe die dritte. Nachdem die Verkaufszahlen von "Title Of Record" hinter den Erwartungen zurück blieben und man bei den Live-Darbietungen der Band um den stimmlichen Gesundheitszustand von Richard Patrick bangen musste, barg die Veröffentlichung von "The Amalgamut" die eine oder andere Unwägbarkeit. Der Titel ist einer Eingebung zu verdanken, die Patrick hatte, als er kreuz und quer durch die Vereinigten Staaten gereist ist und fest stellte, dass das gesamte Land ein einziger Melting Pot wäre. "Amalgamut" stehe also für Freiheit. Nicht speziell für die amerikanische, sondern für die aller Länder, in denen man sagen und tun könne, was man wolle. Aha.
Was trotz all dieser naiven American Dream-Prosa wie ein Fels in der Brandung steht, ist die Musik. Wie schon auf dem Vorgänger wurde bei der Produktion wieder ein heftiges Breitwand-Geschütz aufgefahren, das eigentlich keine Wünsche offen lässt. Tja, eigentlich, abgesehen davon, dass sich Patrick an der einen oder anderen Stelle der Computer-Krücke bedient, um sein extremes Organ aufzupäppeln. An den Songs gibt es nichts auszusetzen. Die erste Single "Where Do We Go From Here" ähnelt zwar "Take A Picture", hat trotzdem schöne Harmoniebögen zu bieten und lädt zum Grooven ein.
Neben Krachern wie "You Walk Away" und "American Cliché" geht auch "So I Quit" gut nach vorne los, auch wenn man das herzliche "Motherfucker" zu Beginn und das liebliche "You're gonna fuckin' die you piece of shit" eher von Klischee-Combos wie Guns n' Roses kennt. Knüppelt das härtere Material in gewohnter Manier durch die Boxen, so kommt auch das eingängige und entspannte Moment auf "The Amalgamut" nicht zu kurz. "God Damn Me" und die erwähnte Auskopplung eignen sich mit Akustikklampfen-Unterstützung schon fast wieder als Begleitmusik zur alljährlichen Lagerfeuer-Romantik. Schön das, aber wahrscheinlich auch ein Tribut an die extremen Kapriolen, die Patrick fast die Stimme gekostet hätten.
Zum Hörgenuss gibt's als Bonus noch extra Multimedia Zeugs mit einem Remix von "Where Do We Go From Here" und einem Kurzfilm von Regisseur John Cook, der mit "The 4th" unterlegt ist. Eigentlich kein richtiger Song und somit fast überflüssige acht Minuten. Alles andere als überflüssig ist der Rest und deshalb: Daumen hoch!
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