laut.de-Kritik
Deutscher Soul mit Herz, mit Seele - und mit Biss.
Review von Dani FrommStillstand, dein Name ist R'n'B! Im Dunkel einer Szene, die hartnäckiger im Gestrigen verwurzelt bleibt als das durchschnittliche Schlager-Gewächs, lässt die Kölnerin Fleur Earth - ob mit oder ohne ihre Experience im Rücken - die Sonne des Innovativen erstrahlen. Zuweilen ein wenig grell, stets jedoch erfrischend schräg interpretiert sie ihre Texte, die ausschließlich den Gesetzen ihrer ganz eigenen kryptischen Lyrik gehorchen.
Wieder und wieder als "die deutsche Erykah Badu" gefeiert, braucht Fleur Earth derlei große Vorbilder gar nicht, um sich an ihnen entlang zu hangeln. Ihre Selbständigkeit in einer Welt voller mehr oder weniger gelungener Kopien zeichnet die Sängerin vor allem anderen aus.
Emotional intensiv agieren, ohne sich in Gefühlsduseligkeiten und Plattitüden zu verlieren: eine Herausforderung, die Fleur Earth auch diesmal mit Bravour meistert. Gesangstalent, lyrischer Tiefgang und Wiedererkennungswert: So manche Kollegin täte gut daran, sich hiervon eine dicke Scheibe abzuschneiden.
"Aus dem Herzen der Gesang", dafür sorgt Fleur selbst, hie und da in Gesellschaft der rappenden Mitstreiter Frank Nitt und Retrogott. "Entspannt der Beat durchs Ohr ins Hirn", darum kümmert sich Twit One.
"Die Welt braucht mehr guten Sound", ganz recht. Wie schon auf dem erstem Alleingang der Sängerin schiebt der Experiment-Bassist die Regler. Mit der nötigen Sensibilität webt er zurückhaltende, dennoch einprägsame Hintergründe.
Er würzt den Soul in Fleur Earths Stimme mit collagenhaftem Einsatz von Samples, Scratches und Geräuschen und einer Spur Jazz, das Ganze in bester Hip Hop-Manier zusammengestellt. Verspielte Melodien, Streicher, Klavier, eine Flöte: Twit One verbindet all dies zu ebenso dezenten wie lässig-entspannten Klanglandschaften, die zu Gedankenspaziergängen geradezu einladen. Chillout mit Herz, mit Seele - und mit Biss.
8 Kommentare
Heißt der Gast MC wirklich Frank Nitt? Es gibt nämlich nen Rapper der sich Frank Nitty nennt.
Frau Fromm wo bleibt eigendlich die Afrob Review?
Klingt interessant!
+Retrogott
Danke Bildungslücke geschlossen
Ui, höre grad den Vorgänger, das ist ja geil. Das es auf Deutsch sowas gibt, echt gut. Neue Platte wird auch besorgt.
Infos aus dem Pressetext:
Auf „Es Entstehen Wesen“ spinnt Fleur ihren Straßenkötersoul zu den fabelhaften Beats von Twit One (der beim Fleur Earth Experiment den Bass bedient) weiter. Das Album repräsentiert einen Sound of CGN zwischen Soul und Hip-Hop, der die Enden absichtlich low und lose hält. Fleurs codierte Lyrik braucht keinen Silbermond, um zu scheinen und trifft dabei mitten ins Herz. Twit One füttert die MPC mit 60ties Soul, Jazz, Brasil und den Geto Boys. Unterstützt werden sie dabei von ihrem erweiterten Freundeskreis um C:Mone, Rhodesspieler Daan, Hulk Hodn, Retrogott und Frank Nitt.
Dem ist nichts hinzuzufügen.
Video zu Monster:
http://soulgurusounds.blogspot.com/2009/10…