laut.de-Kritik

Körnige Gitarren, Aggression und Synthie-Hooks.

Review von

Ein Bandmitglied weniger im Line-Up, dafür zwei neue Alben im Backkatalog: Der überraschenden Nachricht Anfang Januar 2018, dass Bassist Walter Gervers den Foals in Freundschaft den Rücken kehrt, folgte ein Jahr später die Ankündigung, 2019 gleich zwei Platten releasen zu wollen.

Im Prinzip kein schlechter Move, um das nächste Kapitel aufzuschlagen. Nach den beiden herausragenden Vorgängern ("Holy Fire", 2013 und "What Went Down", 2015) liegt die Latte schon verdammt hoch. Yannis Philippakis, Jack Bevan, Jimmy Smith und Edwin Congreave flanken aber problemlos und technisch sauber drüber.

Gervers könnte diese Punktlandung sogar begünstigt haben: Sein Abschied schlägt sich auf "Everything Not Saved Will Be Lost Part 1" nieder. Der Synthiebass des Vorabtracks "Exits" fällt direkt auf, stilistisch eingeleitet von einem beatbefreiten und atmosphärischen Synthie-Intro: "Moonlight" gibt den Einfluss der 80er auf das Sounddesign vor. Inhaltlich thematisiert Philippakis die unsicheren, teils chaotischen Zustände unserer Zeit: sein Leitmotiv für beide Alben.

Die zweite Single "On The Luna" steht qualitativ direkt in einer Reihe mit "My Number" und "Mountain At My Gates", den Pophits der Band. Der Song transportiert gleichwohl eine roughere, aggressivere Grundstimmung, Synthie-Hooks verschmelzen auf bewundernswerte Weise mit körnigen Gitarren. Diese Fähigkeit bleibt neben Philippakis' Vocals das Pfund der Briten. Besonders gut knallt das beim nächsten Highlight: "White Onions" brettert mit Monsterlick.

Im Anschluss legen Foals einen astreinen und melodiösen Four-to-the-floor-Dancetune hin ("In Degrees"). Bei "Syrups" schlägt sphärisch dubbiger Trip Hop später in Doubletime-Tempo um. Das experimentell anmutende "Cafe D'Athens" fußt auf einem ausgebremsten Breakbeat, auffallende Sounds, die nach Vibraphon beziehungsweise Steeldrums klingen, prägen das Stück.

Die dritte Single, "Sunday", klingt gegen Ende der Platte wieder versöhnlich poppig, bevor die Ballade im Mittelteil auch wieder in einen Dancetune umschwenkt. Das wunderschöne, von Klavier getragene und erneut beatlose "I'm Done With The World (& It's Done With Me)" rundet ein starkes Album ab.

Auf den ersten Blick könnte man meinen, den Foals seien die Hitrefrains ein wenig abhanden gekommen. Davon kann aber keine Rede sein. Wenn, dann legen die Briten Tracks hin, die sich wie "On The Luna" permanent im Refrainmodus befinden. Vergleicht man die derzeitige Aufstellung der Foals mit der auf einer Platte wie "Total Life Forever", klangen sie damals geradezu brav.

Sollte der für Herbst angekündigte zweite Teil in musikalischer Hinsicht tatsächlich gitarrenlastiger ausfallen als "Everything Not Saved Will Be Lost Part 1", das Philippakis als im direkten Vergleich Synthie- bzw. New Wave orientierter beschreibt, gibt das noch mehr Grund zur Freude. "White Onions" oder "On The Luna" legen in dieser Hinsicht schon mal richtig vor.

Trackliste

  1. 1. Moonlight
  2. 2. Exits
  3. 3. White Onions
  4. 4. In Degrees
  5. 5. Syrups
  6. 6. On The Luna
  7. 7. Cafe D'Athens
  8. 8. Surf Pt.1
  9. 9. Sunday
  10. 10. I'm Done With The World (& It's Done With Me)

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