laut.de-Kritik

"Du kaufst der Frau, die du liebst, ein Shirt von Audiolith!"

Review von

Mit Vergleichen ist es so wie mit Fettflecken: Sie sind lästig, irgendwie immer da und fast nie wieder wegzubekommen. Der Fleck, der den drei Jungs von der Frittenbude anhaftet, ist fies resistent. Seit ihrem 2008er Debütalbum "Nachtigall" flüchten sie vor dem Plagiats-Vorwurf. Dröhnende Partylieder in bester Remmi-Demmi-Manier, angereichert mit jeder Menge Elektro, Punk, Rapgesang und Rave erinnerten einfach ein bisschen zu sehr an die Hamburger Krawallbrüder von Deichkind.

Die Hoffnung, dass die Süddeutschen mit "Katzengold" einen musikalischen Neuanfang wagen, erfüllt sich nicht. "Immer wieder Wiederholung" proklamieren Frittenbude denn auch in "Und täglich grüßt das Murmeltier". Na dann, Mahlzeit! Martin Steer, Johannes Rögner und Häglsperger zitieren den Techno der 90er, kreuzen jugendliches Ungestüm mit ein wenig Uns-Gehört-Die-Welt-Attitüde und unterlegen das alles mit Texten, denen es zwar nicht an Witz, dafür aber leider an Tiefgang fehlt.

"Katzengold" ist die Fortsetzung des (durchaus geglückten) Versuchs, so etwas wie Elektro plus Sprechgesang auf eine partytaugliche Formel zu bringen und damit die Jugend - oder doch nur die Jungs? - von heute auf die Tanzfläche zu locken, um ihnen gleichzeitig als Sprachrohr zu dienen.

Textlich erstreckt sich das Spektrum von Buben-Jargon in "Schandenschmuck" ("Schwanzkrawatte / Pennerlähmung / Schneidezähne ausgeschlagen") bis zum Zusammengehörigkeitsgefühl im clubbigen "Unkenrufe": "Es ist egal, was du machst, egal, was dich treibt, heute Nacht sind alle gleich, denn wir teilen die Falten von morgen."

"Du kaufst der Frau die du liebst / ein Shirt von Audiolith." Der schönste Schummelreim findet sich in der Liebeserklärung an das eigene Label - einer der Höhepunkte eines ansonsten durchschnittlichen Albums. Anstrengend monoton zieht sich die Stimme von Sänger Johannes durch die 14 Tracks mit vielstimmigen Mitgröl-Refrains.

Das ist alles okay, weil das Trio zwei Dinge niemals verliert: den Humor und das Talent, den engagierten Texten tanzbare Melodien unterzujubeln. Plagiat hin oder her: Das Frittenbude-Publikum wird sich erneut die Sohlen heiß tanzen.

Trackliste

  1. 1. Onychectomy
  2. 2. Unkenrufe
  3. 3. Schandenschmuck
  4. 4. Und täglich grüßt das Murmeltier
  5. 5. Ob es reicht sie zu finden
  6. 6. Durch den Wind
  7. 7. Vom Fliegen
  8. 8. Fetter als gelb
  9. 9. Jetzt ist der Moment
  10. 10. 2 + 4 = 0
  11. 11. Katzengold (feat.Flicke & Ira Atari)
  12. 12. Seifenblase
  13. 13. Ein Mensch rennt
  14. 14. Bilder mit Katze

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6 Kommentare

  • Vor 14 Jahren

    Bei Frittenbude den Vergleich mit Deichkind zu bedienen zeugt nur davon, dass der Autor dieser Kritik sich nicht sonderlich mit der Band, geschweige denn dem Album, auseinander gesetzt hat.
    Natürlich ähnelt man sich musikalisch, aber das tun sich sämtliche Gitarrenbands dieser Welt auch. Rein inhaltlich ist Katzengold weit mehr und bietet mit aktuellen Themen (u.a. Banken retten, verdummte Jugend) das, was für frühere Generationen der Punk war.

    Ganz nebenbei, das Feiern des eigenen Labels ist im Hip Hop gang und gäbe und wird dort kaum als störend enpfunden. In dem Lied geht es im Übrigen um die Geschichte eines Pärchens, vom Anfang bis zur Trennung und mit offenen Ende. Die Art und Weise wie diese erzählt wird (ohne großartiges gereime, sondern einfach auf den Punkt), finde ich bemerkens- und lobenswert.

    Bevor eine Kritik über ein Album geschrieben wird, sollte man sich besser vorher über den Hintergrund der Band im Klaren sein. Und wenn man sich dabei nur mal über's Internet informieren möchte...
    http://www.arte.tv/de/Kultur-entdecken/tra…

  • Vor 14 Jahren

    Lustig. Genau die selben Gedanken wie Maddeo hatte ich auch nachdem ich diese Review gelesen hab. Ist nun jede Band welche deutsch über Beats die schneller als 120 Bpm sind rappt ein Deichkind Plagiat? Ich weiss nicht...

  • Vor 14 Jahren

    *g* na dann will ich nicht wissen was die zehntausendste metal/rock/indie/pop-band ist, das plagiat vom plagiat vom plagiat... lächerlich, als ob deichkind das patent auf elektrobeats mit sprechgeschrei hätten. in deutschland gibts grade mal ne hand voll bands die sound im elektro punk stil machen.

    die texte sind im vergleich zu deichkind auch deutlich besser. aber die reviewerin erwartet hier wohl dass sie der tiefsinn mit dem zaunpfahl in der hand anspringt.

    für wirklich kompetente reviews bitte hierlang: http://bit.ly/9vp1RM und http://bit.ly/aU7SDN

  • Vor 14 Jahren

    Armselig.
    Lektion leider immer noch nicht gelernt :)
    Interessant ist das wie schon beim 1. Album sowohl die Meinungen der User als auch der meisten anderen Rezensionen im Netz das Gegenteil der laut.de-rezension darstellen.
    Katzengold ist das perfekte 2. Album; Weiterentwicklung ohne sich neu zu erfinden! Finde es teilweise sogar gelungener als das 1. (In dem Punkt bin ich mit der Redaktion einer Meinung^^)

    Zu dem "Plagiat"s-Vorwurf muss wohl nichts mehr gesagt werden... Schliesslich ist AC/DC auch nur ein Guns'n'Roses Plagiat... und 50 Cent hat nur bei 2Pac geklaut!

    naja wie auch immer, ich tanz mir jetzt die Sohlen heiß xD

  • Vor 14 Jahren

    Mein Fall isses jetzt nicht, allerdings kann ich bei beiden Frittenbude-Alben den laut-Reviews nicht zustimmen. Zumindest 3 Punkte sollten drin sein.

  • Vor 14 Jahren

    Audiolith ist Gott!

    Aber Frittenbude ist der übelste Kinderscheiss!