laut.de-Kritik

Wer braucht einen Macklemore auf Trap?

Review von

"Got it all, yeah I am young, rich, and handsome", lautet G-Eazys großspurige Selbstbeschreibung auf "Random". Nach dem Erfolg seines Debütalbums "These Things Happen" scheint der Rapper angekommen zu sein. Er hat ordentlich Kohle gescheffelt und ist außerdem noch mit einem unverschämt guten Aussehen gesegnet. Wahrscheinlich könnte G-Eazy wohl auch als Männermodel durchgehen. Einen guten MC macht leider weder das eine noch das andere aus ihm, wie "When It's Dark Out" zeigt.

Dabei beginnt die Platte durchaus vielversprechend. Nach dem atmosphärischen Intro, auf dem der Musiker ein Gedicht des Schriftstellers Dylan Thomas rezitiert, erwartet man ein durch und durch düsteres Album. Dieses Versprechen löst Gerald Earl Gillum mit "Random" zunächst ein. Aggressiv rappend will er hier beweisen, dass sein Erfolg alles andere als Zufall war. Diese Nachricht vermittelt G überzeugend mit beeindruckenden Reimketten und souverän vorgetragenen Flowpassagen. Das finstere, aber dennoch mächtig anmutende Instrumental unterstreicht diesen Eindruck. So fühlt sich der Song am Ende tatsächlich wie ein "anthem" an.

Funktioniert die überhebliche Selbstbeweihräucherung auf "Random" noch, zeigt G-Eazy auf "One Of Them" bereits einen gewissen Mangel an Inspiration. Neben einfallslosen Floskeln übers Gewinnen und Champagnerpoppen bleibt recht wenig hängen. In seinem leiernd vorgetragenen Flow hingegen gleicht Gerald hier überraschend deutlich einem Big Sean, der sogar mit einem Gastbeitrag auf dem Song vertreten ist. Dieser legte sich für das Feature jedoch einen ganz neuen Stimmeinsatz zurecht und trägt seine Lyrics überaus monoton und gelangweilt vor. Kein besonderes Glanzstück von beiden MCs, also.

Die fade Aufzählung der eigenen Geilheit setzt G-Eazy auf "Of All Things" unverfroren fort. Boi-1da zauberte für den Track mit hypnotisierendem House-Sample und chilligen Drums einen kopfnicktauglichen Beat aus dem Hut. Doch trumpft G leider nur mit wenig pfiffigen Lines auf. Zeilen wie "And you don't have to like me, just the balls to tell me / When your girl needs D then she calls the celly" reichen meist nur für ein müdes Schmunzeln. Zwar trägt der Amerikaner mit ukrainischen Wurzeln seine Parts stets versiert vor, aber man vermisst hierbei die eigene Farbe des Rappers im Klangbild, die ihn von seinen Kollegen abheben könnte.

Das scheint das größte Problem G-Eazys zu sein. Er saugt aktuelle und vergangene Trends des Sprechgesangs auf wie ein Schwamm. Zusammengemixt ergeben diese Ingredienzien aber lediglich ein undefinierbares, geschmackloses Produkt. Mal versucht er sich mit Starrah auf "Order More" an einem Rae Sremmurd-artigen Club-Banger, dann wieder klingt er auf "Calm Down" wie eine Kreuzung aus DJ Mustard und Macklemore.

Mit dem obligatorischen Druck auf die Tränendrüse komplettiert G-Eazy sein möglichst breitgefächertes Sprektrum. Auf "Drifting" macht hierfür Tory Lanez ein bisschen auf The Weeknd, während Schmalzbengel Chris Brown mit seiner schmierigen Hook den Vogel endgültig abschießt. R'n'B wie man ihn nicht hören will.

Trotz der altbekannten Soundentwürfe stellen sich immer wieder die Beats als heimliche Stars von "When It's Dark Out" heraus. Gemeinsam mit erstklassigen Produzenten wie Southside, Boi-1da oder IAMNOBODI gestaltet der Kalifornier eine abwechslungsreiche musikalische Untermalung. Egal ob dunkle Trap-Drumsets scheppern ("Random") oder lässige Samples einen Hauch von Oldschool versprühen ("Sad Boy"): Die vielversprechenden Instrumentals tragen stets einen Großteil zur angestrebten Atmosphäre bei. Vereinzelt helfen auch die Gastbeiträge G-Eazy bei seiner Suche nach dem eigenen Sound. So entpuppt sich "Don't Let Me Go" als düster-bedrückende Momentaufnahme von Gs verrücktem Lebensstil, die nicht zuletzt wegen des einnehmenden Power-Refrains von Grace zu einer extrem dichten Stimmung gelangt.

Am Ende will G-Eazy einfach zu viel. Er prescht in die verschiedensten Richtungen, die ihm sein Genre gewährt, vor, ohne jedoch seinen eigenen Stil zu finden. Er bewegt sich dabei bewusst möglichst nah am Zeitgeist, vielleicht auch mit kommerziellem Hintergedanken. Zwar kommt dabei kein schlechter Rap heraus, doch drückt G-Eazy keinem der Trends, die er sich zu Eigen machen will, seinen Stempel auf. Gerald Earl Gillum bleibt trotz zahlreicher Erzählungen und Beschreibungen seines Lebens gesichtslos und unangenehm glatt. So klingt er zuletzt einfach wie Macklemore auf Trap - und wer braucht den schon?

Trackliste

  1. 1. Intro
  2. 2. Random
  3. 3. Me, Myself & I
  4. 4. One Of Them
  5. 5. Drifting
  6. 6. Of All Things
  7. 7. Order More
  8. 8. Calm Down
  9. 9. Don't Let Me Go
  10. 10. You Got Me
  11. 11. What If
  12. 12. Sad Boy
  13. 13. Some Kind Of Drug
  14. 14. Think About You
  15. 15. Everything Will Be OK
  16. 16. For This
  17. 17. Nothing To Me

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