laut.de-Kritik
Der Techno-Newcomer des Jahres mit seinem Debüt.
Review von Daniel StraubDer sympathische und zurückhaltende DJ, Produzent und Chef des feinen Labels Karmarouge steigt mit seinem Debütalbum "Tai Nasha No Karosha" gerade in die erste Liga der Groovebastler auf. Das organische Soundkostüm, in das Ananda seine Tunes zumeist kleidet, ließ auf so manch sommerlicher Party die Gesichter vor Verzückung leuchtend strahlen. Ein sicheres Indiz dafür, dass hier Großes im Anflug ist. Zeit die Ohren aufzusperren, zu lauschen und den Groove in den Hintern zu lassen.
Los geht es auf "Tai Nasha No Karosha" mit einer Überraschung. Der Opener "Heisskalt" rockt munter drauf los und gibt Gabriel Ananda als Kind der Kölner Schule zu erkennen. Im Stile von Reinhard Voigts inzwischen klassischem Track "Supertiel" nimmt Ananda den Dancefloor ins Visier. Das war nach seinen Sommerhits auf den Labels Platzhirsch und Treibstoff nicht unbedingt zu erwarten. "Süssholz", das es gar auf den jüngsten Ibiza-Rückblick von Sven Väth schaffte, gibt sich deutlich luftiger, verspielter, irritiert das Gehör durch bewusste Unregelmäßigkeiten.
In einem Interview führte Ananda die neu erwachte Liebe für die Tanzfläche auf seine in letzter Zeit stark verstärkten DJ-Aktivitäten zurück. Zwar zollen alle Tracks dem Vier-Viertel-Takt Tribut, gleichwohl beherrscht der Kölner auch gepflegte Zwischentöne. Das wird bei "Radiodust" oder "Life Is Steadily Breaking My Heart" deutlich, die sich in verträumten Ambientflächen austoben und so einen wohligen Kontrast zu den übrigen Tracks des Albums bilden.
Gerade "Radiodust" entpuppt sich nach mehrmaligem Hören als der heimliche Liebling auf "Tai Nash No Karosha". Genau das Richtige für frühe Morgenstunden an den Turntables. Mit dem energetisch hüpfenden Groove von "Hoolahoop" fährt Gabriel Ananda einen wunderbar hypnotischen Tanzflächenfeger auf, der auf alle Fälle in jedes gut sortierte Plattencase gehört. Ekstase ist hier vorprogrammiert.
Lange hat sich Gabriel Ananda für sein erstes Release über die volle Distanz Zeit gelassen. Zahlreiche Maxi-Veröffentlichungen auf Utils, Shot, Trapez, Karmarouge, Tonsport, Platzhirsch, Festplatten und Treibstoff erblickten seit 1997 das Licht der Welt. Dass Ruhe und Gelassenheit im schnelllebigen Technogeschäft durchaus eine Tugend sein können, hat Ananda mit "Tai Nasha No Harosha" eindrücklich gezeigt. Und bis zum nächsten Longplayer sollen lediglich knappe zwei Jahre ins Land gehen. Man darf gespannt sein.
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