laut.de-Kritik

Erste Platte des Jayhawks-Chefs unter eigenem Namen.

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Über zwanzig Jahre hat es gedauert, bis Gary Louris es gewagt hat, eine Platte unter eigenem Namen zu veröffentlichen. Merkwürdig eigentlich, war er zehn Jahre lang mit Mark Olson der Songschreiber der Jayhawks und nach dem Ausstieg Olsons Mitte der 90er Jahre alleinige Herrscher über die Band. Auch bei der losen Vereinigung Golden Smog mischte er kräftig mit.

Dass "Vagabonds" nun unter Gary Louris und nicht einem anderen Begriff einzusortieren ist, scheint eher am Dornröschenschlaf der Jayhawks als am Inhalt zu liegen. Der Opener führt dem Hörer vor, dass es sich nicht um Solomühen, sondern um ein ausgewachsenes Bandgefüge handelt. Akustikgitarre, Schlagzeug, Bass, Klavier, Orgel und Pedal Steele begleiten eine nasale, leicht nörgelige Stimme. Das Ergebnis klingt eher nach Classic Rock als nach dem Americana, mit dem sich die Jayhawks einen Namen gemacht haben.

Drei Beteiligte neben Louris stechen dabei hervor. Einmal ist es der Pedal Steele-Gitarrist Josh Grange, der mit seinem einfühlsamen Spiel dem Album eine, streng genommen die einzige, besondere Note verleiht. Dann Produzent Chris Robinson, hauptberuflich Sänger der Black Crowes, der für die dichte Atmosphäre verantwortlich zeichnet. Schließlich die ehemalige Bangles-Frontfrau Susanna Hoffs, die wie Robinson und andere Beteiligte ihre Stimme im "Laurel Canyon Family Choir" beiträgt.

Den ersten Einsatz hat sie in "Omaha Nights", das sich zwischen Southern Rock und Country bewegt. Spätestens mit "To Die A Happy Man" setzt sich der Eindruck fest, dass Louris' Stimme zu angestrengt fürs dargebotene Material klingt, zu dem eher ein raues oder ein ruhiges Organ gepasst hätte. Ein Kontrast, den die vielschichtige Begleitung ausgleichen soll, wobei sie oft zu dicht ausfällt und trotz der einfachen Melodien anstrengend wirkt.

Die besten Momente auf dem Album sind die ruhigeren, etwa das schon erwähnte "To Die A Happy Man", "She Only Calls Me On Sundays" sowie die abschließenden "D.C. Blues" und das an Nick Drake erinnernde "Meandering". Hier schimmert auch die persönliche Note der Texte durch, in denen sich Louris zu seinem Innenleben und dem Zustand der Welt äußert.

"Vagabonds" scheint ein großer Wurf, der in der Realisierungsphase durch zuviel gute Absichten doch nicht beim Ziel angelangt ist, einen zeitlosen Klassiker zu schaffen. Es ist das Zeugnis eines anspruchsvollen Musikers, der sich seit einem Jahrzehnt zwischen kommerziellem Erfolg und Indie-Wurzeln bewegt, ohne dass ihm eine wirklich überzeugende Synthese gelingt. Da ist es zu begrüßen, dass er sich demnächst wieder mit seinem alten Kollegen Olson zusammen tut.

Trackliste

  1. 1. True Blue
  2. 2. Omaha Nights
  3. 3. To Die A Happy Man
  4. 4. She Only Calls Me On Sundays
  5. 5. We'll Get By
  6. 6. Black Grass
  7. 7. I Wanna Get High
  8. 8. Vagabonds
  9. 9. D.C. Blues
  10. 10. Meandering

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