laut.de-Kritik
Zwischen Björk, Norah Jones und Soap&Skin.
Review von Matthias von ViereckDie taz schrieb unlängst auf einigen Dutzend Zeilen über die "neuen Fräuleinwunder der Popmusik". Und schubladisierte diese in "Klageweiber", "Schamanen-Sängerinnen", "weltabgewandte Folk-Feen" sowie "Antipopgöttinnen". Ob eine dieser Kategorien angesichts ihres Zweitlings "Lights Out Zoltar!" auch auf Gemma Ray zutrifft? Tatsächlich findet sich von allem ein bisschen.
Gleich beim ersten Stück "100 Mph (In 2nd Gear)" gibt die Dame aus Essex erstaunlich viel Gas - durchaus mit Hitpotential. Doch schon im zweiten Track wird ein Gang zurückgeschaltet. Das feenhaft verrauschte "Snuck A Peek" würde natürlich gut in die dritte der oben zitierten Kategorien passen. Dass das niedliche "Tough Love" gar mit französischen Text-Einsprengseln aufwartet, überrascht genauso wie der tolle Übergang zwischen "1952" (ein Duett mit dem Label-Kollegen Joe Gideon) und "(You Got Me In A) Death Roll". Leider gerät Letzteres vernachlässigungswürdig.
Ohnehin flacht das Niveau der Scheibe des Öfteren ab. Also nix mit Fräuleinwunder? Nun ja, immer wieder flattern einem bekannte Namen diverser anderer "Fräuleinwunder" durchs Hirn: Björk? Norah Jones? Duffy? Soap&Skin? Von allen Damen ein Stückchen vielleicht.
Wobei Gemma Ray höchst selten an die Intensität einer Soap&Skin heranreicht. "If You Want To Rock'n'Roll" indes würde auch Anja Plaschg zu Gesicht stehen (vergleiche: Kategorie "Klageweiber"). Der Songtitel aber führt gehörig in die Irre: Gerockt und gerollt wird hier leider gar nicht.
Toll verzerrte Gitarren finden sich trotzdem auf dem Album. Wenn diese wie in "Dig Me A River" in einen spannungsreichen Dialog mit der fragilen Stimme der Sängerin treten, dann macht das Spaß. Weitere Highlights: "Fist Of A Flower" und "No Water".
Dass Gemma Ray zudem gerne mit Streichern und mehrspurigen Gesängen arbeitet, kommt der Dynamik zugute. Nach ihrem Debüt "The Leader" erkannte die britische Presse ihr gar ein wenig Nina Simone. Was dann doch etwas zu hoch gegriffen erscheint.
In eine Retrowolke bleibt "Lights Out Zoltar!" aber dann sehr wohl gehüllt. Die eine oder andere Sixties-Scheibe dürfte sich bei Gemma Ray im Plattenschrank finden. Wenn nicht gar ältere Sachen, wie "1952" andeutet.
Im Info zur Platte ist von einer "mysteriösen Krankheit" die Rede, unter der Gemma seit geraumer Zeit leidet. Zwei Jahre lang soll sie sich häufig in abgedunkelten Räumen unter Quarantäne aufgehalten haben. Respekt, dass sie trotzdem die Kraft für diese Platte aufbringen konnte. Es sollte ein Album werden, "das auch mal die schönen Seiten des Lebens umarmt", so die Künstlerin. Gut, das hört man zwar nicht unbedingt jeder Note an, aber doch kommen die Sonnenstrahlen hie und da durch.
Ach ja, den Albumtitel solle man nicht wörtlich nehmen, vielmehr lautmalerisch! Machen wir. "Blendend schön" sei das Ergebnis, so der Pressetext. Geblendet sind wir nicht, nein. Gemma Ray (was für ein Name) danken wir trotzdem für einige hübsche Momente irgendwo zwischen Country, Blues, Soul, Folk und Pop!
10 Kommentare
uff, nicht zu verwechseln mit gamma ray
hab mich gafragt was die denn bitteschön mit norah jones zu tun haben
@Sputtel (« uff, nicht zu verwechseln mit gamma ray »):
Haha, das ist mir gerade passiert.
Damit ist es leider uninteressant...
ist gamma ray denn interessant ?
sorry, ich mag die nicht sonderlich ...
Gamma Ray interessiert mich nicht mehr, fand die früher aber mal nett. Hehe.
@Sputtel (« uff, nicht zu verwechseln mit gamma ray »):
ich hab mal im laden nach ihrer vorletzten platte gefragt, da kam die antwort: "steht bei metal". musste dann noch mal buchstabieren.
Weshalb sollte man Gamma Ray mit sich selbst verwechseln?