laut.de-Kritik

Jeder ist anders, dennoch sind wir gleich.

Review von

Acht Jahre Arbeit stecken in "Follow My Footsteps", einem Album über Liebe, Ethos, Akzeptanz, Glaube und der Verbundenheit im Unterschied. Musiker und Lyriker Ahmed Nyei, der bereits mit Samy Deluxe und Nneka auf der Bühne und im Studio stand, entwirft mit seinen musikalischen Begleitern ein homogenes Gebilde aus Hip Hop, Soul, Pop, Weltmusik und Jazz.

Nyei baut auf die makellose Mithilfe von Makeda Michalke-Long (Gesang) und die analogen Instrumente von Christian Klingler (Keyboards), Leif Bräutigam (Gitarre), Stefan Schönegg (Bass), Philipp Klahn (Schlagzeug) und Benjamin Akoutou (Percussions). Gerade im aufwühlenden Kontrast zwischen Michalke-Longs klarer Stimme und Nyeis leicht verschnupftem Organ baut sich die Spannung auf, von der "Follow My Footsteps" lebt. Dudumbas, Djembes und Kongas durchbrechen immer wieder den anschmiegsamen Ansatz der einzelnen Songs.

Hinter dem Longplayer versteckt sich noch manch ambitioniertes Projekt, das von der üblichen Veröffentlichungenstrategie abweicht. Genda bezieht weitere Künstler und Fans in das Erscheinungsbild des Albums ein. Auch nach dem Release ist der Wachstumsprozess nicht abgeschlossen. Mit Unterstützung der Fans entsteht zum Titeltrack eine Video-Kollage. Der unbehandelte 7-Inch-Karton, in dem sich die CD befindet, dient bei Konzerten als Leinwand, auf der sich Künstler und Konzertbesucher von der Musik inspiriert nach eigenem Gutdünken grafisch austoben können.

"Dieses Album ist ein Projekt, in dem viel mehr als nur musikalisches Verständnis ausgetauscht wurde. Man lernt vieles über sich selbst und andere, wie man Teil einer Gemeinschaft wird, und behält dennoch seinen eigenen Weg bei", erklärt Ahmed Nyei den Gedanken hinter dem Vorhaben.

Der Opener "Different Faces" gibt die Richtung für "Follow My Footsteps" deutlich vor. Auf einem organischen, harmonischen Teppich geben sich Nyei und Miachelke-Long die Klinke in die Hand. Die Gedanken drehen sich um das Bewusstsein und das Verständnis, dass wir alle anders, doch auch gleich sind, um die Akzeptanz des anderen im Anderssein. "At the same time we divide the same kind just by pointing out differences with the same lies. We different people, but the same."

"Honey was too sweet for life, always on the streets at night. Honey was too sweet for life, always on her knees at night. And now she's gone." Die Schilderung der Lebensgeschichte der "Honey", die trotz guter Absichten auf die schiefe Bahn gerät, gehört zu den emotionalen Höhepunkten auf "Follow My Footsteps":

"She's a bitch! The very first time I'm using this word in a song of mine. She gave away her pride to get paid ... A new life in the making. But this time with less mistakes. She's a fighter, like her fore runners such as the likes of Afeni, Assata. But she's a bit smarter than them. Still she's lost."

In "The Power Of What I Never Said" gibt Nyei, nur von Klinger begleitet, eine Art Gil Scott-Heron auf Helium. Nur noch wütender Poet, fordert er auf, zwischen den Zeilen zu lesen und die Informationen, die täglich über die Medien auf uns einprasseln, zu jeder Zeit zu hinterfragen:

"Just to sell your lies you first sell your pride and all that defines the source of information is the basic and bending it will create hatered, so we even have to be more cautious of what we say in the free still we pretend to hold on the right to exercise our freedom of speech."

Ein Problem des Longplayers stellt sein Einklang dar. Für sich genommen, lassen sich in den einzelnen Tracks angenehme Farbtupfer erkennen. "Follow My Footsteps" unterlegen ergreifende afrikanische Percussions. "Holding Back" gehört allein schon wegen Klinglers Wurlitzer-Solo zu den Highlights. In "Used To" brilliert Bräutigam an der Gitarre, in "Progress" Klahn am Schlagzeug. Jeder bekommt seine fünf Minuten im Spotlight. Doch gemeinsam geht den einzelnen Liedern auf der hier und da einfach zu gleichförmigen Platte etwas von ihrem Antrieb und Schwung verloren.

Trackliste

  1. 1. Different Faces
  2. 2. Follow My Footsteps
  3. 3. Holding Back
  4. 4. Honey
  5. 5. Load On My Shoulder
  6. 6. Progress
  7. 7. Someday
  8. 8. Too Close
  9. 9. Used To
  10. 10. Where Do We Go
  11. 11. The Power Of What I Never Said

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