laut.de-Kritik
Vom Kriegsveteranen zum Serienkiller.
Review von Michael EdeleObwohl Exodus die letzten Jahre über alles andere als untätig waren, tanzt Frontderwisch Rob Dukes seit 2009 noch auf einer weiteren Hochzeit. Zusammen mit dem ehemaligen Pro Pain-Basser Rob Moschetti hob er Generation Kill aus der Taufe, die sich - grob ebenfalls im Thrash-Umfeld angesiedelt - doch sowohl von Exodus, als auch Pro Pain deutlich unterscheiden.
So lässt sich der Opener "Hate" nach dem kurzen, akustischen Gitarrenintro recht eindeutig im straighten Hardcore verordnen, wie ihn Madball oder Terror durch die Boxen pusten würden. Das sieht mit dem folgenden Titeltrack aber schon wieder ganz anders aus. Zwar stechen auch hier die New York-Hardcore-Wurzeln mehr als deutlich heraus. Die Jungs bauen hier aber typische Army-Gesänge und die amerikanische Nationalhymne ein.
Das hat durchaus seinen Sinn und spiegelt alles andere als platten Patriotismus: Das Album behandelt textlich die Geschichte eines Kriegsveteranen, der sich nach seiner Rückkehr aus dem Krieg zu einem Serienkiller entwickelt. Kaum zu glauben, dass dieses Konzept ein vermeintlicher Redneck wie Rob Dukes umsetzt. Wobei der Bandname bereits auf etwas Derartiges hindeutet, entstammt er doch einem entsprechend kritischen Buch eines Reporters, der eine Marines-Einheit im Golfkrieg begleitete.
Aber nicht inhaltlich überrascht Mr. Dukes auf "Red White And Blood". Vor allem angesichts seiner Gesangsleistung herrscht Verblüffung. In einem Old School-Thrasher wie "Feast For The Wolves" packt er die typische Exodus-Röhre aus, im schleppenden "Self-Medicating" das genaue Gegenteil. Auch wenn sich bei den mehrstimmigen Passagen kaum sagen lässt, wer was singt.
Im ruhigen, düsteren "Dark Days" liegt das allerdings definitiv auf der Hand. Auch wenn der Mann kein Sänger vom Format eines John Bush ist, passt sein stimmungsvoller Gesang doch bestens zum Song. Auf der anderen Seite brüllt er bei "Depraved Indifference" fast noch derber als bei Exodus herum.
Mit "Slow Burn" loten Generation Kill diverse Sludge-Untiefen aus. Das finale "Let Me Die", fast die modernste Nummer auf der Scheibe, drückt dann noch einmal richtig durch. Mit der Nine Inch Nails-Coverversion von "Wish" folgt noch einen Bonustrack, der zwar nicht wirklich schlecht ausfällt, allerdings kaum an das Original heran reicht.
Da sich Generation Kill nicht als Projekt, sondern als Band ansehen und da sie auf den nächsten Alben hoffentlich eine ähnliche Thematik aufgreifen, sei die Scheibe jedem Thrasher und diversen Hardcore-Freunden ans Herz gelegt.
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