laut.de-Kritik

Die Gastsänger wirken wie leblose Tim Bendzko-Klone.

Review von

Auch für ihr zweites Studioalbum haben die beiden Gestört Aber Geil-Verantwortlichen Marcel Stephan und Nico Wendel eine illustre Featured-Artists-Meute um sich geschart. Am Start sind so hochrangige Kandidaten wie LEA, die bereits für einen gewissen Mark Forster im Background mitträllern durfte, oder auch Benne, der schon einmal gemeinsam mit den Jungs von Revolverheld auf einer Bühne stand.

Weitere involvierte Hochkaliber hören auf die Namen Voyce, Tom Gregory, Laurenz, Hirschwell, Chris Cronauer, Marcapasos, Vincent Malin und Richard Judge. Wir reden hier also von der Crème de la Crème der nationalen Pop-Landschaft. Oder etwa nicht? Ok, mit Ironie komme ich hier nicht weiter. Fakten müssen auf den Tisch. Soll heißen: Ich kenne all diese Leute nicht.

Nach dem ersten Durchlauf des Albums wird mir allerdings klar: Man MUSS nicht ALLE und JEDEN kennen, die ihr musikalisches "Talent" der breiten Öffentlichkeit vorstellen. Drittklassige Deutsch-Pop-Barden wie eben Benne, Voyce, Chris Cronauer und Hirschwell präsentieren sich hier wie leblose Bendzko-Klone. Während man das liebestolle Fremdschäm-Gesülze der einen kaum voneinander unterscheiden kann (Benne, Voyce), wundert man sich etwa bei Laurenz über debile Brückenschläge zwischen Bob Marley und Mark Forster.

Hier stapeln sich musikalische Identitätskrisen wie Lego-Steine im Zimmer eines Vierjährigen. LEA beispielsweise versucht sich an hyperaktiven Lena-Vibes ("Wohin Du Willst"). "Ich schau dich einfach an / das könnt ich stundenlang", jauchzt sie mit zitterndem Timbre ins Mikrofon. Bloß weg hier!

Auch einem Tom Gregory legt man nahe, das Weite zu suchen. Der furztrockene Hybrid aus Gentleman und Justin Bieber kriegt sogar noch weniger auf die Reihe ("Daddy Says"). Ebenfalls ganz bitter: Marcapasos im luftabschnürenden Rag'n'Bone Man-Korsett ("Sinner") und Vincent Malin als röhrender Dancefloor-Poet. "Du machst mich fertig", mault Letzterer. Du mich auch!

Umgeben von stumpfem House-meets-Pop-Geklimper, das klingt, als hätte man im schönen Erfurt einfach nur den bereits vor zwei Jahren ausgeschiedenen Sound-Dünnpfiff noch zweimal umgerührt, trällern sich die Männer und Frauen im Schatten der Branchen-Größen um Kopf und Kragen.

Während in der Großraumdisco die Funken sprühen und auf der Kirmes um die Ecke das samstägliche Feuerwerk in den Nachthimmel gejagt wird, reiben sich die beiden Gestört Aber Geil-Chefs die Hände. Denn eins ist sicher: "#zwei" wird mindestens genauso durch die Decke gehen wie sein Vorgänger. Warum? Einfach mal das Radio anschalten! Schon lange nicht mehr gemacht? Kann ich gut verstehen.

Trackliste

  1. 1. Repeat
  2. 2. Be My Now
  3. 3. Millionen Farben
  4. 4. Daddy Says
  5. 5. Wohin Du Willst
  6. 6. Lieblingsarchitekt
  7. 7. Tsunami
  8. 8. Wave Back Home
  9. 9. Für Einen Augenblick
  10. 10. Leuchtturm
  11. 11. Haus Voller Scherben
  12. 12. Sinner
  13. 13. Du Machst Mich Fertig
  14. 14. Cinderella Story
  15. 15. Phänomenal
  16. 16. Stumm
  17. 17. Sekundenkleber
  18. 18. Tunnelvision

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4 Kommentare mit 8 Antworten

  • Vor 7 Jahren

    Puh! Dagegen wirken Paffendorf, Basshunter oder Aquagen noch wie ganz großes Entertainment. :D

    • Vor 7 Jahren

      Die stehen vom kreativen Potential her sogar noch unterhalb von Künstlern der Sparte "elektronische Musik", die ursprünglich nie beabsichtigten, welche zu werden, wie bspw. Laserkraft 3D.

    • Vor 7 Jahren

      Trotzdem frage ich mich, wie man um Himmels Willen GaG für mindestens 30 Sekunden erträgt. Freiwillig.

  • Vor 7 Jahren

    Das mit dem Radio habe ich schon ewig nicht mehr gemacht. Erstens kommt nicht das was ich hören möchte (wenn es was gutes ist, kommen nur 30 Sekunden). Zweitens ist diese aufgesetzte gute Laune nervig und die Witze einfach nur schlecht und drittens die scheiß Werbung. Im Bekanntenkreis werde ich immer erstaunt angeschaut, wenn ich sage, dass ich kein Radio höre und wenn ich mal mit dem Firmenauto unterwegs bin und ich meinen usb-stick vergesse, stelle ich nach 5 Minuten fest, dass es immer noch so ist und mach das Radio aus. Ich hoffe zudem, dass diese DJ Welle endlich ein Ende findet. Alleine schon diese dummen Namen!!! Da braucht man dich nicht allzu die Musik anhören um zu wissen, dass es scheiße ist.

  • Vor 7 Jahren

    Gestörte und nicht geile (House?) Musik. Aber hier geht es ums große Geld. Denn ich hab mich schon oft gefragt wie es möglich ist das Männer so einen Schnulzenpop produzieren können. Und bin eben zu der Einsicht gekommen, dass es nur ums Geld geht. Kungs, Alle Farben, Felix Jaehn, Robin Schulz, u.a. sind der Grund warum ich wieder verstärkt Hip Hop höre. Auf Dauer ist dieser Tropical (Scheiß) House???? nicht zu ertragen. Ich selbst produziere seit ein paar Jahren House. Jedoch Underground Tech und Deep House. Und es ist eine Zumutung diese Art von Musik wie sie Gestört Aber Geil abliefern mit richtigem House zu vergleichen. Leider geht nicht weniger als ein Stern. Absoluter Mist.

    • Vor 7 Jahren

      " Alle Farben, Felix Jaehn, Robin Schulz, u.a. sind der Grund warum ich wieder verstärkt Hip Hop höre."

      Stimmt, dann lieber Fler, Farid, Blokkmonsta, Beginner, 187 Straßenbande etc. Die sind natürlich alle nicht unglaublich peinlich.

    • Vor 7 Jahren

      Auf gar keinen Fall. NAS, Kendrick Lamar, A Tribe Called Quest, De La Soul, P.E.......

      Deutschen Hip Hop gerade mal Fanta 4

    • Vor 7 Jahren

      ja..@Joe Dub es ist zum kotzen was alles an Schrott produziert wird. Und wirklich guter Stoff bekommt gar nicht erst eine Chance gehört zu werden. Weil die Plattenfirmen sich schon beim Gedanken, was neues auszuprobieren und zu produzieren, vor Angst ein nässen.Da wird Chartsanalyse betrieben und so lange produziert, bis man sämtliche Ecken und Kanten weg produziert hat, und die immer gleiche glatte Chartspampe raus gekommen ist.

  • Vor 7 Jahren

    Boah, dass ist ja wie eine professionelle cringe compilation.