laut.de-Kritik
Pizza mit Sauerkraut statt Schumacher und Ferrari.
Review von Stefan MertlikDen Beweis dafür, dass das Leben schön ist, bleibt uns Giovanni Zarrella auf seinem vierten Soloalbum schuldig. Darauf covert das ehemalige Bro'Sis-Mitglied völlig uninspiriert deutsche Schlagersongs auf Italienisch. "La Vita È Bella" ließe sich mit wenigen Worten besprechen, da sich das gleiche Prinzip wiederholt, bis der Sangria hochkommt: Bummsbeats treffen auf nervige Refrains, die auch durch eine der schönsten Sprachen der Welt nicht besser werden.
Aus Helene Fischers "Atemlos" macht er "Anche tu", aus Wolfgang Petrys "Wahnsinn" wird "Dammi" und "Verdammt ich lieb dich" von Matthias Reim dichtet er in "Ti amo si" um. Künstler, die es nicht erwischt hat, dürfen sich erleichtert zurücklehnen. Viele sind das nicht, da Zarrella alles mitgenommen hat, was in Bierzelten, Fußballstadien und Dorfdiskotheken angesagt ist. Jürgen Drews, Nino de Angelo, Roland Kaiser, Andrea Berg, DJ Ötzi – jede Gesellschaft hat die Leitkultur, die sie verdient.
In einem Interview erklärte Zarrella, dass diese Platte die persönlichste und authentischste sei, die er jemals gemacht habe. Als Deutscher mit italienischen Wurzeln könne er auf diese Weise beide Kulturen verbinden. Das mag keine schlechte Idee sein, doch in seinem Fall setzt sich die Kombination nicht aus Michael Schumacher und Ferrari, sondern aus Pizza und Sauerkraut zusammen.
Mittäter gibt es auf "La vita é bella" ebenfalls. Zusammen mit Casting-Kumpel Pietro Lombardi covert Zarrella "Ohne dich" von der Münchener Freiheit – in diesem Fall zweisprachig. Ehefrau Jana Ina musste für "So bist du" von Peter Maffay ran. Wenn der Tabaluga-Schöpfer das hört, wird er die Zeiten mit Sido und Bushido noch einmal ganz neu einordnen müssen.
Egal wie schlecht sie sind, es gibt keine Alben, denen man nicht irgendetwas abgewinnen könnte. "La vita é bella" von Giovanni Zarrella widerlegt diese These eindrucksvoll. Die Platte funktioniert immerhin als Ratespiel für Menschen ohne Italienischkenntnisse: Welchen unerträglichen Schlager hat Zarrella jetzt sinnloserweise verfremdet?
8 Kommentare
Den gibts noch? Früher wie heute natürlich 1/5
Dieser Kommentar wurde vor 5 Jahren durch den Autor entfernt.
Von mir satte 5 Sterne für das geile Cover.
w-wer ist das? Senpai?
Lustig wäre gewesen, wenn er Brother Louis auf Italienisch gesungen hätte. Das hätte zur Vollendung der Kulturquadriga aus Modern Talking, Kay One und Diedä Solo noch noch gefehlt.
Für solchen Mist sollte es eine eigene Kategorie geben, Musik ist das nicht.
Normalerweise denke ich mir, dass jeder hören kann, was er oder sie so will. Aber in diesem Fall ist die Qualität der Produktion einfach so schlecht, dass jeglicher musikalischer Anspruch einfach die Toilette herunter gespült wird. Die Stimme ist nur erträglich, weil sie mit allerlei technischer Raffinesse bis zur Unkenntlichkeit verzerrt und mit Effekten aufgehübscht wird. Dadurch geht jedoch alles verloren, was eine Stimme interessant werden lässt. Dazu kommt noch eine "musikalische" Untermalung, die so schlecht ist, als habe sich jemand ein Keyboard gekauft und alle Tasten mit den Standardrhythmen durchprobiert.
Unfassbar, jetzt kann es nur noch aufwärts gehen.