laut.de-Kritik
Im Midtempo-Bereich lässt sich hervorragend Trübsal blasen ...
Review von Alexander Cordas"Jeder Anfang hat ein Ende - ich seh' es klar vor mir", oder anders: alles hat ein Ende, nur die Wurst hat zwei. Ein Ende der Girls Under Glass hingegen ist kaum abzusehen. In schöner Regelmäßigkeit begeben sich die Dunkelheimers ins Studio, um ihre Fans mit Tonträgern zu beehren. Nach dem fulminanten, mit poppigem Appeal gesegneten "Minddiver", sowie dem Clubhit "Frozen" kehren die Mannen um Volker Zacharias mit "Zyklus" zurück. Das Presseinfo faselt ein wenig zu pathetisch etwas von Zahlenmagie und anderem Trallala, lassen wir die Kaballerei doch lieber bei Madonna.
Das Markenzeichen ihres letzten Outputs waren markante Pop-Grooves, weniger die finstere Düsternis. Dies hat sich jetzt grundlegend geändert. Da passt Peter Spilles' Gastauftritt bei "Ohne Dich" gut ins Bild. Der Gewichtsverschiebung in Richtung Trübsinn geben messerscharfe Riffs den letzten Schliff. Der Gesang des Project Pitchfork-Shouters passt nicht unbedingt zur eher melodischen Stimme Zacharias', geht aber als Kontrastpunkt in Ordnung. Die powernden Dance-Beats von 1999 lösten sich scheinbar in Wohlgefallen auf, erdiger klingt "Zyklus", gitarrenlastiger und weniger zugänglich, was im Angesicht des Ohrwurm-Vorgängers aber auch kaum verwundert.
Geradezu beschwingt und euphorisch tönt das schmachtende Liebeslied "Truly Living", ein einsames Lichtlein in einem Meer aus Schmerz, Einsamkeit, Verlust und toten Rosen. Im Midtempo-Bereich lässt sich hervorragend Trübsal blasen. Nur einmal ("Love Is In My World") kommen die Girls, was die Geschwindigkeit anbelangt, in Fahrt. Jenny Kähler, die bereits bei "Equilibrium" Vocals beisteuert, beweist erneut ihre Klasse. Unaufdringlich, aber schön akzentuiert verteilt sie ihre stimmlichen Farbtupfer auf die Songs.
Romantischen Balladensport halten Zacharias, Harms und Ermes mit "Under My Skin" und "In The Darkness" bereit. Perfekt, um Räucherstäbchen zu entzünden, Fledermäuse zu opfern, oder mal wieder mit der Alten zu pimpern. Die Soundcollagen von "Wonderworld" hingegen zeigen, dass das Trio auch Gefallen daran findet, ausgiebig an Knöpchen zu drehen. Sehr atmosphärisch das, wie überhaupt der komplette "Zyklus", und hier schlagen wir die Brücke zum Anfang, denn hier ist jetzt Schluss. Tschüss.
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