laut.de-Kritik
Der Ex-Sex Pistol rockt.
Review von Ulf KubankeEr ist der Unsung-Hero des Punk. Das mehr oder weniger im Alleingang von ihm komponierte "Never Mind The Bollocks" ist unsterblich. Den Bassisten und Ex Pistol selbst hingegen haben viele Musikfans gar nicht mehr auf dem Zettel der Lebenden.
Matlock, gibt es den noch? Oh ja, sogar quicklebendig. Mit "Born Running" taucht er lässig aus der Versenkung auf. Ein Rockalbum, so klassisch und spielfreudig, wie man es kaum erwarten durfte.
Eine echte Feelgood-Platte ist es geworden. Doch keine Angst! Der Punkdino weiß zu unterhalten, ohne sich in betulichen Banalitäten zu verlieren. Schon das Titelstück gibt als Opener trotzig rotzig den typischen Outlaw-Song britischer Prägung. Der Mittfünfziger überrascht mit sehr präzisem Gesang und einer angenehm kraftvollen Rockstimme.
Der Sound dieser Scheibe verbindet Ausgelassenheit mit rauem Gitarrencharme. Letzteres liegt vor allem an der tollen Axt des inzwischen verstorbenen Freundes und Rich Kids-Kollegen Steve New. Konfrontiert mit Krebs im Endstatium wußte der sich zuletzt Stella Nova nennende Gitarrist, diese Plattenaufnahmen werden seine letzten sein.
Beeindruckend und rührend, wie sich der Mann nicht unterkriegen lässt und seinem Freund Glen ein wahres Saitenfeuerwerk serviert. Man höre nur die positive Energie von "Nowheresville" oder "Something Tells Me". Ein Abtreten in Würde.
Und so geht es in einer Tour weiter. Die drei perfekt abgehangenen Tracks sind dennoch andere. Mit "Rockchick", dem Ohrwurm "Timebomb" und vor allem dem superb ungehobelten "Hard Work" legt Old Glen die Messlatte sehr hoch. Wer jetzt ob der empfundenen Eingängigkeit in den Melodien aufjault, darf gleich wieder die Schnauze halten.
Denn bei genauem Hinhören erkennt man sofort die Handschrift der Bollocks. Jene Melodien waren ähnlich einfach und nur durch Lydons durchdringendes Organ gegen den Strich gebürstet. Das braucht man hier nicht. Die Lieder sind sich selbst genug und erstrahlen in der leicht britisch angerauten Oldschool Produktion. Dieser leicht hemdsärmelige Sound ist maßgeschneidert.
In einer gerechten Welt würde dieses Album rauf und runter gespielt werden. Aber dafür ist es wohl um die 20 Jahre zu spät dran. An der Zeitlosigkeit der dargebotenen Musik ändert dieser Umstand gleichwohl nichts. Neben den tollen Saint Jude ein heißer Anwärter auf die Rockplatte des Jahres.
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