laut.de-Kritik
Popmusik für das neue Jahrtausend.
Review von Daniel StraubBis vor kurzem funktionierte Gold Chains wie tausend andere Nerd-Projekte auf dieser Welt auch. Einsamer Mann mit Brille schließt sich in seinem Schlafzimmer ein. Statt wohliger Rundungen einer Frau erblickt man auf dem Bett lediglich kühles technisches Gerät mit einigen blinkenden Lichtlein. Nach Monaten mönchischen Lebens verlässt der Einsiedler sein Zimmer dann zumeist wieder und präsentiert der Öffentlichkeit das Ergebnis der mühevollen Soundtüftelei.
Mit dem zweiten Longplayer von Gold Chains kündigt sich nun eine kleine Palast- respektive Schlafzimmer-Revolution an. Topher Lafata, bisher auf die Rolle des einsamen Mönchs fest genagelt, war es auf die Dauer wohl doch etwas zu langweilig, so ganz allein vor Bildschirmen zu sitzen, Knöpfchen zu drehen und Tasten zu drücken. Also hat er sich mit Sue Chi eine betörende Stimme ins Haus geholt, die zudem auch noch was von Sounddesign versteht und damit nicht lange hinter dem Berg hält.
So wurde aus dem Einsiedler-Projekt Gold Chains das emanzipierte Duo Gold Chains & Sue Chi. Und man darf mit Fug und Recht behaupten, dass die beiden mit "When The World Was Our Friend" eines der abwechslungsreichsten Club-Pop-Alben des Jahres abliefern. Freilich atmen Tracks wie " Better Together" oder "High Tide" noch eine gute Brise Ghetto-Luft, doch schnüren ein Großteil der zwölf Songs das starre Hip Hop-Korsett auf.
Das ist gut, denn so darf sich "Come To Cali" mit einem straighten Club-Beat schmücken und "California Nites" sich exotische Federn im Stile von The Residents um den Körper wickeln. Deren schräger Sinn für poppige Melodien schwingt bei "When The World Was Our Friend" mehr als einmal mit. Ob's an der frischen Luft in der Bay Area liegt? Wer weiß das schon so genau?
Jedenfalls hat sich das Duo auf San Francisco mit Luomo noch einen erstklassigen Produzenten mit ins Boot geholt, der sich in der Vergangenheit bereits mehrfach als Gütesiegel ins Spiel gebracht hat und auch bei Gold Chains & Sue Cie nichts anbrennen lässt. Popmusik für das neue Jahrtausend.
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