laut.de-Kritik

Pop-Punk-Mix mit Druck auf dem Kessel.

Review von

Es gibt nicht mehr allzu viele Bands, die vor der Corona-Pandemie ihr letztes Album veröffentlicht haben und seitdem noch als verschollen gelten. Bei Good Charlotte hatte man schon die Befürchtung, dass der Weg aus dem Dunkel zurück ins Licht vielleicht doch zu weit sein könnte. Sieben lange Jahre hat man von den einst so umtriebigen Madden-Zwillingen nichts mehr gehört. Nun melden sich die Brüder und ihre beiden Bandmitstreiter Billy Martin (Bass) und Paul Thomas (Drums) aber zurück aus der Versenkung und präsentieren ihr achtes Studioalbum "Motel Du Cap".

Namensgebend ist ein schniekes Übernachtungsetablissement an der französischen Riviera. Dort fand die Band während einer feuchtfröhlichen Zusammenkunft zu alter Spielfreude zurück. "Wir waren einfach nur da, um zu feiern – ganz ohne Druck. Und plötzlich wussten wir wieder ganz genau, warum wir das alles überhaupt machen: Es geht um echte, ungefilterte Verbindung", so Joel Madden.

Mit der ersten Single "Rejects" überraschen die Kalifornier gleich mal ihre Kritiker. Die Madden-Brüder haben mal wieder ein bisschen mehr Druck im Gepäck. In den Strophen setzt die Band auf die gewohnt poppige Note, mitsamt Echo, Effekten und zirpendem Gesang. Im Refrain legen Good Charlotte dann aber eine gewaltige Schippe drauf. Plötzlich schieben sich verzerrte Gitarrenwände in den Vordergrund, die man in der Konsequenz schon lange nicht mehr zu hören bekam. Auch die zweite Single "Stepper" funktioniert nach ähnlichem Muster. Ein paar Effekte auf den Drums, eine eingestreute Cowbell und dann hüpfen pünktlich zum Chorus alle Lauschenden wild auf und ab. So sind die ersten beiden Pop-Punk-Hits schon mal im Kasten.

Die einst mit dem Finger auf die Reichen und Berühmten zeigenden Brüder grüßen längst selbst vom vergoldeten Tischende. Wie es dazu kam und wie sehr die Reise von ganz unten nach oben die Gebrüder Madden geprägt hat, erfahren die Fans der Band nun dreißig Jahre nach der Bandgründung. Es geht um alte Arbeitsplatzerinnerungen, pinke Gitarren, Leichen und fragile Sandschlösser. Mit dabei auf der Reise durch die Zeit sind Rap-Maestro Wiz Khalifa ("Life Is Great") und das wie die Hauptverantwortlichen aus Maryland stammende Pop-Sternchen Zeph. Die junge Sängerin mit den roten Haaren verpasst dem schunkelnden Pop-Rocker "Pink Guitar" einen chartstauglichen Anstrich.

Auch mit am Start ist Country-Barde Luke Borchelt ("Deserve You"). Der ebenfalls in der Band-Nachbarschaft aufgewachsene Sänger erinnert mit seinem doch ziemlich glattgebügelten Input ein wenig an die Anfangstage von Taylor Swift. Support your local Scene, so das Motto der illustren Feature-Sause, bringt viel Schwung mit rein und zeigt, dass die Band auch nach drei Jahrzehnten im Business immer noch offen für Neues ist. Wenn ältere Männer einen auf Jungspunde machen, schlägt man in der Regel die Hände vors Gesicht. Die Madden-Brüder aber versprühen eine authentische Leichtigkeit, die befeuert von rohen und konsequenten Punkrock-Elementen ("Mean", "Vertigo") durchaus überzeugt – vielleicht nicht durchgehend ("Bodies", "GC Forever", "Castle In The Sand"), aber doch in einigen Phasen.

Trackliste

  1. 1. Check In At Motel Du Cap
  2. 2. Rejects
  3. 3. Stepper
  4. 4. I Don't Work Here Anymore
  5. 5. Life Is Great
  6. 6. Pink Guitar
  7. 7. Deserve You
  8. 8. Mean
  9. 9. Bodies
  10. 10. Vertigo
  11. 11. The Dress Rehearsal
  12. 12. Castle In The Sand
  13. 13. GC Forever

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Good Charlotte – Motel du Cap €14,38 €3,00 €17,38
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Good Charlotte – Motel Du Cap (Amazon Exclusive Red Translucent Vinyl) [VINYL] [Vinyl LP] €37,15 Frei €40,15
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Good Charlotte – Motel Du Cap (Vinile Blu Galassia Esclusiva Indie) [Vinyl LP] €39,15 Frei €42,16

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Good Charlotte

Jung, berühmt und auch ein bisschen reich: der Traum des weißen, amerikanischen Vorstadt-Kid ist für die Zwillingsbrüder Benji und Joel Madden Wirklichkeit …

1 Kommentar mit einer Antwort

  • Vor 22 Stunden

    Ein fast solides Sommer-Cabrio-Erlebnis-Baggersee-Album. Das letzte Album war ungewöhnlich stark für solch eine Band, aber es reicht zum schunkeln und munkeln und wahrscheinlich sogar dafür, dass einige Gäste eines zufällig ausgewählten bayerischen Biergartens in der Altersspanne 50-60 nicht mal merken würden, dass ihnen hier Pop-Punk untergejubelt wurde und sich gerade darüber freuen, wie schön das breit geschnittene Sommershirt mit der Aufschrift "California SunRebel 67" ihnen passt, das sie von ihrer Frau zum Hochzeitstag geschenkt bekommen haben. Selbstredend absolutes Rülps-Verbot bis zum Ende der Veranstaltung - passend zum glatten Album, das wie neue Vans-Schuhe daherkommt.

    • Vor 22 Stunden

      ...selbst die BSB-Einlagen sind dieses Mal so standardisiert, dass man lieber zu den "Larger-Than-Life-Allstars" zurückkehren möchte, weil dort mehr Gitarren am Start sind -> :rolleyes: