laut.de-Kritik
Menschen, Licht und Visuals werden eins.
Review von Eberhard DoblerDiese Live-DVD zu reviewen, fällt nicht schwer. Wer Gorillaz-Fan ist bzw. die Masterminds und ihr Konzept kennt, hat die DVD eh schon. Vielen anderen muss man den avantgardistischen Crossover der Gorillaz seit dem Kollabo-Auftritt mit Madonna bei den Grammys wohl kaum mehr schmackhaft machen. Auch wenn ein Live-Konzert der Gorillaz nicht ganz so spektakulär ausfällt.
An fünf Tagen nacheinander trat die so genannte Comic-Band um Blur-Kopf Damon Albarn und Comic-Zeichner Jamie Hewlett Anfang November 2005 im Opera House zu Manchester auf und erstaunte mit so ausgefeilter wie aufwändiger Inszenierung im schlichten aber effektiven Old School-Design. Zu stylischen Visuals blieben die Bandmitglieder - ganz ihrem virtuellen Ansatz verpflichtet - nur als dunkle Silhouetten im Hintergrund zu sehen.
Das überwiegend düstere Rampenlicht überließen 2-D, Murdoc, Russell und Noodle anderen. Etwa ihrem vielköpfigen Orchester, ihren Backing Vocals, einem Kinderchor, dem Manchester Gospel Choir und ausgewählten Gastmusikern wie De La Soul, Roots Manuva, Ike Turner oder Neneh Cherry. Gorillaz live: nur vom feinsten.
Auf DVD lässt sich der Musik-Event zweimal genießen. Einmal als zusammen geschnittene Version der Show - so, als säße man fast selbst im Opera House. Alternativ lassen sich nur die dort projizierten Visuals (von 14 der 17 Tracks) mit dem originalen Live-Sound anwählen - beide Male in gestochen scharfen Bildern und hervorragendem Ton.
Die DVD eröffnet mit einem schnell geschnittenen, dunkel-urbanen Intro. In der Folge jagt ein Bühnen-Highlight das nächste. Neneh Cherry bezaubert bei "Kids With Guns", "Dirty Harry" bounct mit Kinder-Chor und Gast-Vokalist Bootie Brown. De La Soul liefern mit "Feel Good Inc." den Übersong ab und wenig später tritt Ike Turner mit "Every Planet We Reach Is Dead" zum Kurzauftritt am Klavier an.
Roots Manuva und Trickys Ex-Stimme Martina Topley Bird streben ebenso ins Rampenlicht ("All Alone") wie Ex-Happy Mondays-Sänger Shaun Ryder (unterstützt von Rosie Wilson) bei seinem wahrlich nerdigen Auftritt ("Dare"). Gegen Ende gibt sich der Meister dann doch zu erkennen: Für "Hong Kong" verlässt Albarn das Schattenreich und stellt sich ganz vorne ans Mikro. Zum Schluss ersteht noch einmal Ibrahim Ferrer ("Latin Simone") auf der Leinwand auf.
Vor kurzem stellten die Gorrilaz übrigens ihre Existenz in Frage: Die Idee sei ausgereizt, die Auflösung nahe. Das nächste Spektakel ist dennoch in Sicht. Albarn und Hewlett bringen mit dem chinesischen Theaterregisseur Chen Shi-Zheng einen Reisebericht aus dem 16. Jhr., der Grundsätze der buddhistischen Philosophie erklärt, auf die Bühne. Das Stück "Monkey Journey To The West" wird am 31. Juli in der Berliner Staatsoper uraufgeführt.
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