laut.de-Kritik
Herzen an der Scheibe und Coldplays Fußabdrücke im Vorgarten.
Review von Adrian MeyerUnweigerlich kitzeln die Melancholiker von Saybia an den Synapsen, wenn man sich "Place To Fall" von Grand Avenue zu Gemüte führt. Tatsächlich teilen die beiden Bands sich nicht nur dasselbe Vaterland Dänemark, sondern auch die stilistischen Gefilde - Indierock der traurigeren Sorte.
Bei beiden Gruppen sind zudem Coldplay-Fußabdrücke in ihrem musikalischen Vorgarten aufzufinden. Das soll nicht heißen, dass Grand Avenue nur als billiger Chris Martin-Abklatsch durchgehen. Mitnichten.
Die Band zeigt Eigenständigkeit und vermeidet es, sich der kommerziellen Austauschbarkeit anzubiedern. Die Dänen meistern vielmehr die schmale Gratwanderung zwischen Pathos, Entrücktheit und eingängigem Pop mit tollen Melodien, ohne dabei allzu tief im Morast des Kitsches zu versinken.
Obwohl Grand Avenue wahrlich nicht mit großzügigen Synthiespuren sparen ("Almost Gone", "Place To Fall"), prescht die Band hie und da überraschend rockig nach vorne ("Nowhere Now"), während mit sehnsüchtigem Blick und weinerlichen Gitarren die Stadionscheinwerfer angesungen werden ("Control").
Zwar präsentiert sich der Vierer auf dem Cover als gesichtsloses Fechtteam, von Farblosigkeit kann musikalisch aber keine Rede sein. Manche Songs ("Coming Up", "She Leads The Parade", "Place To Fall"), erwecken solch eine schöne Traurigkeit, dass man nicht aufhören möchte, mit dem Finger krumme Herzen auf die beschlagene Autoscheibe zu malen, während man auf der Rückbank sitzend durch die verregnete Nacht braust.
Songkreationen wie kleine Sonnenstrahlen, welche nach dem Sommergewitter die Wolken durchbrechen und den feuchten Asphalt der Stadt erwärmen. Nur selten besteht die Gefahr, in eine kitschige Pfütze zu treten: Die ein oder andere nasse Socke verzeiht man der Band gerne.
Grand Avenue produzieren postpubertären Deprisound in Reinkultur. Wäre die Band aus London oder Manchester, könnte sie längst die Stadien der Welt füllen.
5 Kommentare
sehr schönes album, unheimlich viel talent im songwriting, braucht aber ein paar durchläufe bis es richtig zündet. große songs und großer sound, gehört definitiv in große stadien!
So sehe ich das auch - Grand Avenue verdienen eindeutig mehr Aufmerksamkeit, als sie im Moment bekommen. Die Jungs sind nebenbei bemerkt auch eine grandiose Live-Band - wer die Chance hat, sie auf ihrer Tour live zu sehen, sollte das unbedingt tun.
# 11.05.10 Berlin, Comet Club
# 13.05.10 Leipzig, Moritzbastei
# 14.05.10 Köln, Yard Club
# 15.05.10 Bochum, Matrix
# 18.05.10 Augsburg, Spectrum
# 19.05.10 Ludwigsburg, Rockfabrik
ähm nur 3 Sterne?
Ergänzung der Tourdaten: Die spielen auch auf dem Deichbrand-Festival bei Cuxhaven, 16.-18.07. (www.deichbrand.de)
stimmt, auf die tour freu ich mich auch schon. das unplugged showcase im dezember auf dem olympiaturm in münchen war ein unglaublicher abend, ich glaube sie hatten erst nach der fünften zugabe feierabend
saugeile liveband: http://www.youtube.com/watch?v=RwI_ibXDm1Y