laut.de-Kritik
Die Wirkstoffe dieses Albums machen sofort und ultimativ süchtig.
Review von Rainer HenzeDa muss doch noch was rauszuholen sein. Aus diesem ausgedörrten Acker called Gitarrenpop. Auch jetzt, im heißen Sommer 2003. Seit mittlerweile 20 Jahren schuftet Robert Pollard mit stetig wechselnden Hilfsarbeitern auf dem staubigen Boden, den schon Generationen vor ihm, von Paul Weller bis Bob Mould, von Pete Townshend bis Michael Stipe beackert haben.
Da werden bewährte, scheinbar abgenutzte Riffs noch einmal durchgespielt, altgediente Akkordfolgen begutachtet, nur um sicher zu gehen, ob nicht doch irgendwo ein Tröpfchen Frische heraus zu pressen ist. Es ist ein schmutziger, ruhmloser Job - doch jemand muss ihn tun. Jahr für Jahr fahren Guided By Voices ihre Ernte ein, gerne auch mal zwei.
Und siehe da: die harte Arbeit auf trockenem Feld, angetrieben nur vom einen oder anderen kühlen Bier, sie trägt Früchte. Wenn am Ende ein Pflänzchen sprießt, das sofort und ultimativ süchtig machende Wirkstoffe enthält, die Namen tragen wie "Useless Inventions" (!) und "The Best Of Jill Hives", dann ist es aller Mühen wert. Das Hors d'oeuvre "My Kind Of Soldier" veredelte der große Steve Albini (Nirvana, Pixies, PJ Harvey) höchstpersönlich.
Und doch wird wieder nur eine kleine Gruppe stiller Genießer die pollardschen Erzeugnisse goutieren. Das ist wohl, wie bei gutem Wein, Teil des elitären Vergnügens. Diese Kenner, man mag sie gar GBV-Abhängige nennen, loben "Earthquake Glue" bereits als Pollards beste Arbeit. Säuberlich wurde im Gegensatz zu so einigen unbehandelten Vorgänger-Werken Spreu von Weizen getrennt. Das Endprodukt ist unverdünnt, reiner Alternative-Rock von höchster Qualität.
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