laut.de-Kritik
Ethno-Techno? Danke, nein!
Review von Daniel StraubElektronische Musik gehört in Kanada wie selbstverständlich zum Kanon der Moderne. Ganz im Gegensatz zum großen Nachbarn, wo gegen Rock und Hip Hop seit Jahren kein Ankommen ist. Der unterschiedliche Stellenwert zeigt sich auch, wenn man sich nach neuen Talenten umschaut.
Während es in den USA häufig Einzelkämpfer sind, die den Sprung aufs internationale Tableau schaffen, entspringen die neuen Produzenten aus Kanada einer lebendigen Szene. Ein Beispiel dafür liefert Guillaume & The Coutu Dumonts, der jetzt mit "Breaking The Fourth Wall" sein zweites Album veröffentlicht.
Der Kanadier wohnt in Montreal, von wo aus Produzenten wie Akufen und Deadbeat seit rund zehn Jahren elektronische Musik in alle Welt exportieren. Dank der Erfolge dieses Duos erfolgt die Gründung von Labels wie Musique Risquée und Mutek_Rec.
Letzteres dient zunächst in erster Linie als Outlet für die Releases von Künstlern, die beim gleichnamigen Festival in Montreal auftreten. Mutek lockt schon bald weltweit bekannte DJs und Live-Acts an. Gleichzeitig bekommen hier immer wieder neue Talente eine Chance, sich auf einer großen Bühne zu präsentieren.
Auch Guillaume & The Coutu Dumonts hat das Mutek als Sprungbrett für seine Karriere genutzt. Nach dem Release der Maxi "Sélection Surnaturelle" auf dem Label des Festivals knüpft er schnell Kontakte und veröffentlicht in der Folge auf den beiden deutschen Imprints Hartchef Discos und Oslo sowie bei Karat Records und Circus Company in Frankreich. Bei Circus Company erscheint nun auch "Breaking The Fourth Wall", mit dem sich Guillaume & The Coutu Dumonts als derzeit interessantester kanadischer Produzent positioniert.
Dabei bietet er auf seinem zweiten Album keineswegs große neue Ideen. Aber was Guillaume & The Coutu Dumonts macht, das macht er sehr gut. House ist sein Stammland, das er mit feinfühligen Grooves selbstbewusst für sich in Besitz nimmt. Beinahe alle Tracks haben eine nicht zu überhörende Tribalnote gemein.
Im Gegensatz zu vielen anderen Produzenten verweigert sich der Kanadier jedoch einem kitschigen Ethno-Techno-Entwurf. Seinen Tracks gib er vielmehr eine persönliche Note, die Deephouse und Electro wunderbar miteinander verbindet, wie "On The Lips" und "Discothèque" eindrücklich unterstreichen.
Aktuell befindet sich Guillaume & The Coutu Dumonts auf ausgedehnter Clubtour. Mehrmals macht er dabei auch auf Ibiza Station und erntet mit diesen Auftritten die verdiente Anerkennung für seine Entwicklung als Produzent. Die reflektiert einerseits zwar die aktuellen Entwicklungen in der elektronischen Clubmusik, setzt andererseits aber auch gleichzeitig ganz bewusst eigene Duftmarken.
4 Kommentare
Trifft meinen Hörnerv zentral. Mein Album des Jahres - bisher, aber will das noch überbieten?
WER will das noch überbieten? DJ Hell vielleicht in Kürze? Dagegen wäre freilich nichts einzuwenden...
...nein, sicher nicht mit Body Langauage Vol.9. Es bleibt dabei!
...aber International Deejay Gigolos CD 12 höre ich als echte Konkurrenz, ungeachtet der Tatsache, dass es sich "nur" um eine Compilation handelt