laut.de-Kritik
Ozzys Ex-Gitarrist verzichtet auf eine Guitar-Hero-Platte.
Review von Manuel BergerGus G. fuhr schon immer mehrgleisig. Zu Beginn veröffentlichte er Debütalben relativ simultan mit drei verschiedenen Bands (Dream Evil, Mystic Prophecy, Nightrage). Als ihm Rückkehrer Zakk Wylde 2017 dann den Platz in Ozzy Osbournes Band streitig machte, brach für Gus keine Welt zusammen.
Schließlich existierte während seines achtjährigen Engagements bei Ozzy nicht nur Firewind weiter, sondern er startete auch noch eine Solokarriere. Die erfuhr im letzten Jahr ein Update und mit festem Line-Up im Rücken kredenzt der gebürtige Grieche nun ein starkes Hardrock-Album, sowohl auf Gitarren- als auch auf Songebene.
Statt eine typische Guitar-Hero-Platte abzuliefern, belässt es Gus G. bei zwei Instrumentals – der eher technisch gehaltene, rifflastige Titeltrack und der melodienreiche Soloshowcase "Thrill Of The Chase". In den übrigen acht Songs singt Unisonic/Pink Cream 69-Bassist Dennis Ward. Der überzeugt mit kerniger Rockstimme und liefert Hooks en masse.
So nimmt sich Gus etwa in der Midtempo-Hymne "Mr. Manson" anfangs zurück. Mit düster groovenden Riffs überlässt er Ward die melodische Führung, der sich prompt mit großem, eingängigem Refrain bedankt. Ziemlich genau in der Mitte des Tracks hebt dann der Titelheld den Song mit grandiosem Solo aufs nächste Level. So beweist er gutes Gespür für Songwriting und gitarristische Extravaganz gleichermaßen.
Stilistisch legt sich Gus G. nicht eindeutig fest. Der Grundtenor ist Hardrock moderner Spielart, aber mit traditionellem Feeling. Die Grenzen bleiben dabei offen, um jederzeit in etwas metallischere Gefilde abhauen zu können. So klingen "Letting Go" und "Fearless" härter, was Firewind-Freunde freuen dürfte. Die Halbballade "Nothing To Say" pendelt dagegen zwischen Whitesnake und Alter Bridge. Mit "Money For Nothing" packt Gus G. außerdem eine Coverversion aufs Album. Die Einhärtung der Dire Straits-Nummer funktioniert erstaunlich gut, den Groove des Originals übersetzt das "Fearless"-Trio in walzende Heaviness.
Die ganz hohen Spitzen bleiben zwar aus, dafür fehlt es vor allem Sänger Ward dann doch an eigenständigem Ausdruck. "Fearless" liegt qualitativ trotzdem über dem Durchschnitt. Mag sein, dass Ozzy mit Zakk Wylde wegen dessen Showmanship und der reichen gemeinsamen Historie die richtige Wahl für seine (zweite) Abschiedstournee getroffen hat. Sollte der Madman allerdings doch noch auf Albumkurs steuern, könnte er diese Entscheidung vielleicht noch bereuen.
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