laut.de-Kritik
Hummeln im Arsch.
Review von Florian SchadeTäschno durchlebt zur Zeit ein Tief. Die schönen Tänzer der Elektro-Gemeinde reiben sich müde und gelangweilt die vom Eyeliner verschmierten Augen und sehnen sich nach einer stilvolleren, eleganteren, irgendwie raffinierteren Version ihres geliebten Synthie-Kicks. Vielleicht ein wenig mehr House, ein paar Ecken und Kanten, eine Überraschung hier und da.
Und siehe da: Die Erlösung kommt aus Reykjavik. In Island. Nicht aus London, Bristol, Detroit oder Lyon. Mit einer dramatisch abgespeckten Studiocrew - beim Vorgänger teilte man sich das Set mit mehr als zehn Freunden - gelingt Gus Gus ein lebendiger, kinetischer Sound, der seine Bezugspunkte im frühen Acid-House der späten Achtziger setzt und diesen gekonnt und sexy mit New-School-Elektro verbindet.
Der Opener "Unnecessary" würde mit seiner minimalistischen Bassline auch auf ein Retro-Mix-Tape zu den Eurythmics passen. Symptomatisch für die grellen Acid-Synthies, die auf einem Rave der frühen Neunziger nicht fehlen durften, steht die erste Singleauskopplung "David" mit dem provokant-suggestiven Refrain "I still have last night in my body".
Obwohl sich der Retro-Fokus bis auf ein paar Stücke durch das ganze Album zieht, ist "Attention" nicht so zugänglich, ruhig und poppig wie die Vorgänger. Mit den ausladenden Rhythmen und Minimal-Lyrics bei Songs wie "Call Of The Wild" oder "Dance You Down" gelingt Gus Gus reihenweise wirklich Tanzboden-orientiertes Material.
Einzig "I.I.E." ist mit seiner harten Drum-Machine und den misslungenen Drum'n'Bass Anleihen ein kleiner Ausreißer auf dieser Platte. Insgesamt aber ist "Attention" ein blubbernder Elektrofreuden-Spender mit genug Beats am Start, um Hummeln im Arsch zu produzieren.
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