laut.de-Kritik
Verdammt, diese Platte marschiert.
Review von Eberhard Dobler"If you don't jump you're english", tönen Gus Gus im vom Gitarrenlick getragenen gleichnamigen Shuffle-Einpeitscher. Verdammt, diese Platte marschiert. Und zwar vom Indie-Dancefloor bis in die Großraumdisco. Technoider Dance für Nerds von Freaks aus Island. Schon der Hi-Hat-zentrierte und instrumentale Opener "Degeneration" setzt, von dicken Synthiebässen und zerhackten Streichern angetrieben, lässig eine Bassdrum vor die andere.
Zwar bleiben Gus Gus der alten Schule verpflichtet. Aber die drei Elektroniker mit dem Pop-Herz verfügen über zwei entscheidende Vorteile: Einmal pumpt sich die Beatarchitektur unmittelbar durch die Synapsen (etwa das Instrumental "Lust"), und zum anderen passiert das mit unwiderstehlicher Dynamik. Ohne jene Talente kommt eh keine gute Dance-Platte zustande.
Der Ansatz der Nordmannen bleibt darüber hinaus eigenwillig. Es gelingt ihnen auf unkonventionelle Art, Langstrecken-Tracks interessant zu gestalten. Die Sounds sind in bester Mixing-Manier verwoben respektive gefadet und rütteln prägnante Loops oder Breaks auf, wenn es droht, zu eintönig zu werden.
In "You'll Never Change" röhren nach 3:30 Minuten etwa in bester Rock-Manier zwei verzerrte Synthies los. Der coole funky Tune "Hold On" kippt nach vier Minuten wieder in Richtung straighterem Elektro. Doch Gus Gus verstehen sich nicht nur auf schräg verdrogte Disco-Bretter. Beide Tracks bestechen durch eine kantige Portion isländischer Soul-Vocals. Nicht zuletzt deswegen gehören beide Nummern zu den Highlights.
Die dunkel süße Auskopplung "Moss" präsentiert sich als weiteres Paradestück: sphärisch, eingängig und mächtig schraubt sich die Vocal-Nummer in die sternengetränkte Diskotheken-Nacht. Ibizatauglich und eher fragwürdig wirken die mit aufdringlichen Trance-Elementen versehenen Stücke "Mallflowers" und "Need In Me".
Nichts desto trotz drängt jede einzelne Nummer, ob verstörend oder eingängig, trocken, brummend, federnd, fiepend und modulierend zur Tanzfläche. Pineapple-Präsident Bongo, wir folgen dir weiterhin auf dem erleuchteten Pfad des deepen und nerdigen Grooves. Oder, um es mit dem Tourmotto von Gus Gus auszudrücken: Schnitzel on the Highway!
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