laut.de-Kritik
Der dunkle Wiedergänger wird zum Gruftliebchen-Tröster.
Review von Artur SchulzDie finsteren Wiedergänger mit Eckzähnen haben immer Konjunktur. Immer wenn man meint, das Dunkel-Genre wäre längst erschöpft, taucht wieder frisches Blut auf. Auf der anderen Seite stehen stets präsente Figuren wie Graf Dracula, sein weibliches Spiegelbild Karmilla Karnstein, Lestat de Lioncourt und eben Ville Valo.
Außergewöhnliche Wiedergänger-Qualitäten haben HIM schon längst bewiesen. Über zehn Jahre tummeln sie sich bereits im hart umkämpften Dunkelzirkus. Dabei entwickelten sie einen ganz eigenen prägnanten Stil, der natürlich auch das neueste Album prägt. Wiedererkennungswert ist angesagt, doch nicht auf Kosten von Frische und Qualität.
Das untermauern die eröffnenden Tracks "In Venere Veritas" und "Scared To Death": Bratzgitarren rocken, elegante Harmonie-Parts umarmen, und mittendrin röhrt Ville und vergräbt sich mit nimmermüder Leidenschaft in seine Liebes- und Todesthemen. Das "Scream" des Albumtitels nimmt Ville ohnehin öfters wörtlich, fehlt nur noch Kong-Gespielin Fay Wray als Partnerin.
"Heartkiller" machte bereits als Vorab-Auskopplung Appetit auf mehr. Mit geglückten Who-Zitaten in Sachen Riff-Zertrümmerung erfreut der "Dying Song". Viel Drive und Energie also in den ersten Nummern, bevor Valo in "Disarm Me (With Your Loneliness)" zum ersten Mal den mitfühlenden Gruftliebchen-Tröster auspackt, mitsamt nicht enden wollendem Schrei der Verzweiflung zum Ende hin. Mehr Tempo nimmt der Geisterzug dank "Love, The Hardest Way" auf. Kräftiges Drum-Geknüppel findet sich in Songs wie "Like St. Valentine".
Dunkelpop der feinen Sorte bietet "In The Arms Of Rain". Es finden sich auf dem Album viele runde, stimmige, in sich geschlossene Abenteuer, die Villes Songs mit einer ausladenden und filigran gestalteten Architektur erzählen. Das alles nicht ganz so rockig wie auf "Venus Doom", 2010 kehren HIM zum gepflegten Gothic-Poprock zurück. Doch nicht ohne Ausnahmen: "Shatter Me With Hope" lässt mit durchdringender Vokalarbeit und in tiefster Verdammnis jaulenden Gitarren-Kuschelrock erst gar nicht aufkommen.
Gern zitieren HIM die gefürchteten 80er, doch die sind bei ihnen in guten Händen: niemand muss befürchten, mit nervtötenden Snare-Drums oder klebrigen Synthies überfüttert zu werden. Ein gutes Beispiel dafür ist "Acoustic Funeral (For Love In Limbo)" mit seinem kathedralenartigen Keyboard-Einstieg.
Die Finnen beweisen einmal mehr ein feines Händchen für Ohrwurm-Melodien und einen packenden Song-Aufbau. Mit "Screamworks: Love In Theory And Practice" bieten sie ihren Fans einen reichhaltig gedeckten Tisch zum stilgerechten Mitternachtsimbiss bei Kerzenschein.
21 Kommentare
Kaum Sarkasmus diesmal? Schade
Artur, für die 3 Punkte gibt es von mir ein großes BUUUUUUH.
oh mein goth,
artie, komm du mir nach hause
wenn dieser schlonzige biedermannrock mit seinen allerweltsarrangements, der pennälerlyrik und dem abgeschmackt kajal-getrimmten h&m-darkpop der marke "gruftrock für batiker und strickliesln" tatsächlich gothik sein sollte,
war ich es nie.
@SCHNIEBLIE (« @HIMbeerchen (« [color=darkgreen:92acde37fb]Als erstes oute ich mich mal als langjähriger HIMfan ( sofern das bei meinem alter überhaupt möglich ist^^ ,mit 18) Aber fakt ist das ich diese band seit ich 10 bin höre und quasi mit ihr aufgewachsen bin....
Ich muss (leider) vielen von euch recht geben, die Scheibe ist sehr poppig und wie ich leider sagen muss fehlt mir diesmal die Abwechslung, also der krasse Gegensatz zwischen den songs...irgendwie verschwimmen die alle für mich zu einer großen suppe...
Trotzdem muss ich sagen das ich die cd nich schlecht finde und nach mehrmaligen anhören ist sie durchaus eingängig, also diesmal eher gemacht für die breite Masse und nicht für langhährige fans...
Ach ja noch was : es sollte sich wirklich keiner darüber aufregen das Die Platte poppig ist ich meine ville hats lange vorher angekündigt das es diesmal poppig und 80´s wird XD
ich bin trotz allem froh das ich mir die C^D gekauft habe, sie ist diesmal eher was für fröhliche Stunden und nicht für Schmacht-Depri-abende ^-^ jedenfalls solange man die texte außer acht lässt..XD[/color:92acde37fb] »):
[color=red:92acde37fb]^^ xD ^^ ôô ^^ ^.^ ._. ^^ oO[/color:92acde37fb] ... »):
(-.-) ^^xD xD o_Ó ...\m/(oo)\m/ ... ^^ {:-)= ...
^^ (. )( .) !!!
Schade.
Die Platte ist einfach nur schade.
Mit "Venus Doom" gelang ein guter Handkantenschlag, besonders das Titelstück fand ich geil.
Aber die neue Scheibe? Neee du, echt schade. Es ist ein Jammer.
So muss ich als alter Hippie und schäbiger Überrest der 1980'er Krawalltruppen mal wieder zurückgreifen auf die alten LP's von Bathory, Entombed oder Dismember. Da hatte Skandinavien noch Eier.
Den Sound, den H-I-M seit Jahren suchen, hat z.B. Peter Steele (das kanadische Kantholz) längst gefunden. Und da quillt einfach mehr Saft aus der Röhre.
So, nach 10 Jahren habe ich mir das Album mal gegeben und kann jetzt auch meinen Senf dazugeben.
Ziemlich fades Album, das händerringend versucht über dem Mittelmaß zu klingen, es aber nie schafft. Selten habe ich die Band so lustlos gehört, und das obwohl nach Razorblade Romance nichts mehr Gescheites veröffentlicht wurde. Ich bin auch kein Fan von Venus Doom, was ein deutlich besseres Album ist, aber man hört dort das die Jungs zumindest versucht haben aus ihren Strukturen auszubrechen.
Hier stechen insgesamt nur zwei Songs aus:
Katherine Wheel, das hier komischerweise nicht mal erwähnt wird. Es ist zwar kein Top Kandidat für ein Best of, aber immerhin klingt es erfrischend anders, besonders die Drums rocken das erste mal seit Jahren.
Irgendwo in Acoustic Funeral liegt auch ein ziemlich guter Song begraben, die Band hat ihn nur leider nicht richtig gefunden.
In the Arms of Rain hört sich an wie eine bessere Version von Heartkiller. Oft kann man hier vorwerfen das manche Songs ziemlich ähnlich klingen, da die Band einfach immer die selbe Rangehensweise an ihre Songs hat.
Ich schätze als nächstes geht's an Tears on Tape, hoffe da geht mehr.
2/5 Sternen