laut.de-Kritik
Wagt mehr als die meisten House- und Technoproducer zurzeit.
Review von Daniel StraubEin später Erstling, wenn man so will, schließlich gehört Haito Göpfrich seit Mitte der 90er Jahre zum harten Kern der Berliner Techno-Szene. Als Booker und DJ war er lange Jahre im Casino Club aktiv. Seit dessen Schließung 2003 kümmert er sich verstärkt um seinen Output als Produzent. Elf Stücke hat er nun ausgewählt, die beim Kölner Label Boxer Recordings erscheinen und Haito als einen Musiker präsentieren, der sich nicht scheut, das Format Album mit Inhalten zu füllen.
Abwechslung heißt das Zauberwort, das den Charakter von "Fiat Lux" prägt. Vorsichtig tastet sich der Opener "I Ro Love" in Richtung Groove vor, baut konsequent Spannung auf. Leider bleibt die beim nachfolgenden Track "Pusher" nicht erhalten. Ethno-Anleihen sind ja bei allen Topproduzenten derzeit ganz groß in Mode - auch Haito kann sich der Versuchung nicht entziehen. Mit "Pusher" liefert er seine Variation der ewig gleichen Formel "Ethno-Sample trifft auf einen elektronischen Groove" ab. Ein langweiliger Ausflug, den er sich hätte sparen können.
Angefangen mit diesem unseeligen Trend hat wahrscheinlich Luciano mit seinem Remix des Salif Keita-Stücks "Yamoré". Allerdings hat er die Messlatte damit auch gleich unerreichbar hoch gelegt. Seis drum: Mit der tollen Rave-Nummer "E-Love" groovt sich Haito dann wieder ein. Es sind die melodischen Techhouse-Tracks des Albums wie eben "E-Love", die erste Single-Auskopplung "Disconnected" oder "Non Plus Ultra", die auf Anhieb überzeugen.
Druckvoll im Bass, verspielt in den Mitten und zurückhaltend mit den Höhen empfehlen sich die Tracks aus dem Stand für den Clubeinsatz. In solchen Momenten scheint Göpfrich voll in seinem Element zu sein. Die jahrelange Erfahrung als DJ kommt dann zum Tragen. Leider unterbricht er seinen Flow auf "Fiat Lux" immer wieder, streut beispielsweise den wenig einfallsreichen Electro-Track "Drugpeople" ein. Das wirkt eher wie eine bemüht politisch-korrekte Verlegenheitsübung, auf die er auch gerne hätte verzichten können.
Stärker sind da schon die Momente, in denen er seinen Tracks eine Stimme gibt und damit die Platte in Richtung Electro-Pop öffnet. Das wagt kaum einer der wichtigen House- und Techoproduzenten und verdient schon deshalb Anerkennung. Gleichzeitig sind "Komm Mal Klar" und "The Need To Believe" mit Eric D. Clark am Mikrofon aber auch zwei der Tracks, die am längsten im Ohr bleiben. Insgesamt also runde Sache für einen Erstling.
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