laut.de-Kritik

Dieses Uhrwerk läuft alles andere als geschmiert.

Review von

Im Uhrzeigersinn, wie sich Hakan Lidbos neuestes Release in der deutschen Übersetzung nennt, dreht sich allenfalls das Produktionskarussell des arbeitswütigen Schweden. Ansonsten herrscht auf "Clockwise" eher der Stillstand vor. Leider muss man sagen, denn der Name Lidbo bürgt ansonsten für feine Electronica im weitesten Sinne. "Clockwise" hingegen wirkt mit seiner Mischung aus Remixen und bereits Veröffentlichtem eilig zusammengestückelt. Was noch schwerer wiegt: das zwingende Moment fehlt gänzlich.

Das mag einen Grund darin haben, dass die Hälfte der Tracks auf "Clockwise" bereits im vergangenen Jahr in schwarzes Vinyl gepresst und auf dem T.Raumschmiere Label Shitkatapult veröffentlicht wurde. Dort ist man offensichtlich derart angetan von Lidbos Breakbeat-Track "Clockwise", dass man in diesem Jahr noch ein paar Remixe nachlegen musste. Und weil fünf Remixe für einen Longplayer nicht genügend hermachen, gab man dem CD-Werk den Auftrag, die Tracks von der "Clockwise" Maxi noch mit draufzubrennen.

Einen ausgewachsenen Longplayer kann man das allerdings kaum nennen. Nach den gebrochenen Beats der Originals nimmt sich das britische Electro-Chamäleon Simon Begg "Clockwise" an. Die Breakbeats behält er bei, verleiht der Bassline aber wesentlich mehr Boost und zerhackt die charakteristischen, wohl aus einen Englisch-Kurs übernommenen Vocalsamples des Originals ein wenig.

Lidbo selbst steuert zwei Remixe bei, die in bester Akufen Tradition vor allerlei Samples nur so strotzen. Mathew Dear geht den weitesten Weg und macht aus "Clockwise" einen Minimal-House-Track mit geringem Wiedererkennungswert. Die überzeugendste Neubearbeitung stammt von Apparat aka Sascha Ring, der die Uhrwerklogik des Titels in Töne übersetzt. Davon hätte man sich mehr gewünscht.

Die übrigen vier Tracks von "Clockwise" finden sich bereits auf der Vinylmaxi und beackern auf teilweise sehr amüsante Weise, wie im Falle von "The Fu-Clan", das C 64-Techno-Feld, wie es uns spätestens seit dem "Output 64"-Sampler ein Begriff ist. Klar muss man hier öfter mal schmunzeln, wirklich vom Hocker reißt einen aber keiner der Tracks. Nett, aber nicht wichtig wäre wohl die treffende Charakterisierung, und die kann man auf "Clockwise" insgesamt übertragen. Daran ändert auch der Videobonus nichts. Aus der Vergangenheit sind wir von Hakan Lidbo besseres gewohnt. In Zukunft knüpft er hoffentlich wieder an seine guten Releases an.

Trackliste

  1. 1. Clockwise Original
  2. 2. Si Begg Remix
  3. 3. Hakan Lidbo Punkslut Remix
  4. 4. Mathew Dear Remix
  5. 5. Apparat Remix
  6. 6. Hakan Lidbo Jetset Mix
  7. 7. Microsonic
  8. 8. The Fu-Clan
  9. 9. My First Honest Penny
  10. 10. Freeze Lapd
  11. 11. Bonus: Clockwise (Video)

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