laut.de-Kritik
Da schmeckt das Guinness nach Sex On The Beach.
Review von Jasmin LützEin irischer Frühling, der so schön nach unbeschwertem, kalifornischem Strandjungs-Sonnenbad klingt. Hal sind drei Mitzwanziger aus Dublin, deren Plattensammlung eher eine ungewöhnliche Kollektion aufweist. Da wird nicht zu Nirvana oder lauter Garage gerockt, sondern mit Brian Wilson und Konsorten um die Wette gesurft. Retro mal ganz anders. Mit ihrem gleichnamigen Debüt stellt sich das Trio in bester 60s-West-Coast Pop-Nostalgie vor.
In Erinnerungen schwelgt man auch beim Betrachten des Covers und sich fragt, wohin eigentlich die bunte Glanzbilder-Sammlung hingekommen ist?! 2003 gab es schon mal eine glückliche Brise mit The Thrills von der grünen Insel, deren Herkunft man ebenfalls nicht nur anhand der Hörbeispiele ausmachen konnte. So kann man sich täuschen. Aber egal, aus welcher Richtung der Wind auch weht, Hal sind eine wohlklingende, frische Gitarren-Folkpop-Brise, die Gesangsharmonien streichzarter und schmackhafter als jede Butter im Goldpapier serviert.
"What A Lovely Dance" fordert zum ersten unvergesslichen Tanz auf (bitte laut hören!). Man schwelgt in den Zeiten, der guten, alten B-Künstler: Beach Boys, Beatles, Byrds und The Band. "Play The Hits" (hier hat Edwyn Collins seine wunderbare Produktionshand mit im Spiel, also Anlage bitte noch lauter drehen!) fordert geradezu auf, das Bügelbrett unter den Arm zu klemmen, das süße Mädchen von nebenan in einen knappen Bikini zu stecken und sich in die blauen Fluten zu stürzen, selbst wenn es sich dabei nur um das Planschbecken des Nachbarn handelt.
Für kurze Zeit darf man die Realität schon mal vergessen, um dann in die aufwühlende Brandung scharfer Wellenbrecher einzutauchen. Denn so viel Heiterkeit und Sonnenschein sollten die Texte von Hal nicht in den Hintergrund drängen. Da merkt man schnell, dass Liebeshymnen nicht nur die Sonnenseiten des Lebens aufweisen müssen. Vielleicht haben sie sich daher auch den eher düsteren Namen ausgesucht? Hal ist nämlich der sehr unangenehme Bordcomputer aus Kubrick's Klassiker "2001 - Odyssee im Weltall". Für das eigene Wohlbefinden sollte man sich den Titel "Keep Love As Your Golden Rule" jeden Morgen wiederholt vor dem Spiegel laut vorsingen, sowie auch alle anderen zehn Lebensweisheiten auf dieser Platte fest ins Herz schließen.
Auf jeden Fall schmeckt mit den Irish Boys das Guinness nach Sex On The Beach, und selbst Irish Stew wird zu einem leichten, köstlichen Sommernachtstraum. Wie schrieben einst Hefner auf ihre Plattencover? "Buy More Beach Boys Records". Das kann man immer wieder bestätigen, demnächst heißt es dann hoffentlich auch "Buy More Hal Records".
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