Hallelujah The Hills - " Collective Psychosis Begone"

In ihrer Heimat wird die Bostoner Formation Hallelujah The Hills als eine der kreativsten und innovativsten Bands gehandelt, was ihr bei den Boston Phoenix Awards schließlich die Auszeichnung "Best New Band" einbrachte. Vielfältigkeit ist das Konzept, sowohl bezüglich der Instrumentierung als auch des Sounds. Mit Bass, Schlagzeug, Cello, Trompete, Melodica, Moog-Synthies, Samplings und Gitarren lässt die sechsköpfige Formation auf ihrem Debüt "Collective Psychosis Begone" ihrer Spielfreude freien Lauf.

Indierock trifft auf Popmelodien, Folk auf Lofi-Bläser-Arrangements und Elektronik. Auf Textebene spiegelt sich diese überschwängliche Inszenierung in fabulierfreudigen, kryptischen Texten wider.

Bedächtig führt ein sanfter elektronischer Beat und die geschlagene Gitarre in den epischen Opener "Sleeper Agent" ein, Ryan Walshs warmer Gesang wird vom Cello begleitet. Die anfängliche getragene Stimmung führt zu einem gutlaunigen Refrain, der satt instrumentiert ist und von Bläsersätzen begleitet wird.

"Wave Backwards To Massachusetts" beginnt mit einem einfachen wie wirkungsvollen E-Gitarrenlauf, ehe der nun etwas verzerrte Gesang und die Band aufspringen. Sehr schön ist das Trompetensolo und der Gesang mit einer gegenläufigen zweiten Stimme, mit dem der Song ausklingt. Guided By Voices-Fans bleiben Analogien bezüglich der Songstruktur nicht verborgen. In dem von treibenden Drums rhythmisierten Band-Brüller "Hallelujah The Hills" überschlägt sich Walshs Gesang ähnlich wie der Michael Stipes in "It's The End Of The World As We Know It", ein sich wiederholender, von Cello und Trompete flott gespielter Part ersetzt dabei den gesungenen Refrain.

"The House Is All Lit Up" überrascht zuerst mit leisen Tönen und wird von Vogelgezwitscher, der gezupften Gitarre und der Melodika eingeführt. Mit klarer Stimme trägt Walsh eine unaufdringliche Melodie vor. Es ähnelt einer Jam-Session, wenn sich plötzlich sämtliche Instrumente dazu gesellen und der Gesang sich in die Höhe schraubt und an Klarheit verliert.

Ein nur mit den Bassseiten gespielter Gitarrenlauf, Kinderstimmen-Samples und das Cello prägt das in düstereres Licht getauchte "Raise The Flag Of Your Sibling's Favorite Daydream". Regen fällt im kurzen, schrägen "(The Crux Of The Cameraman)", während mehrere Stimmen zur blechernen Gitarre eine trunkene Melodie anstimmen. Abrupt verschärfen Schlagzeug und Bass das Tempo und markieren den Übergang zu "Slow Motion Records..."; das stakkatohafte Gitarrenspiel, Trompete und der fiepende Synthesizer fügen sich rastlos in den energetischen Beat.

Ebenso lustvoll präsentiert sich "Effie's On The Other Side" mit einer eingängigen Melodie und euphorischem La La La-Refrain, während "The Trap" das Tempo wieder rausnimmt, aber mit vielseitigem Arrangement und wunderbarem Spannungsbogen einen Höhepunkt darstellt. Der Titeltrack "Collective Psychosis Begone" startet konfus, entpuppt sich dann aber als ruhige, mit Piano und Gitarre instrumentierte Nummer, die auch von den Mountain Goats stammen könnte.

Im treibenden "It's All Been Downhill ..." dominieren die Gitarren und entwerfen einen flächigen Sound, der zum Finale mit Trompete und Synthie-Fetzen aufwartet. Der letzte Song "To All My Scientist Colleagues I Bid You Farewell" kleidet sich mit Akustikgitarre und Gesang folkig, während Bläser dezent im Background agieren.

Hallelujah The Hills habe mit "Collective Psychosis Begone" ein leidenschaftliches Debüt vorgelegt, das manchmal etwas kalkuliert wirkt in dem Bemühen, jedem Song mit instrumentalen Brüchen und Steigerungen unbedingte Einzigartigkeit einzuverleiben. Kann man aber auch als konsequente musikalische Umsetzung des Albumtitels lesen. Wie dem auch sei, diese Band versprüht mit ihren variationsreichen, dichten Arrangements einen originellen Spielwitz, der sich musikalisch an die frühen Modest Mouse, Guided By Voices und Arcade Fire anlehnt und die derzeitige Indie-Landschaft um einige große und immer erfrischend instrumentierte Melodien bereichert.