laut.de-Kritik
Die Beats überzeugen, die Raps nicht.
Review von Stefan JohannesbergName cool, Cover stylish, Künstler nett, Beats gut und Raps verbesserungsfähig. So kurz und schmerzlos würde diese Plattenkritik ausfallen, wenn man zu Architektur tanzen könnte. Kann man aber nicht, und deshalb muss der Redakteur tiefer in die Materie der Musik eindringen, um zum objektiven Kern der subjektiven Wahrheit zu gelangen.
Klingt kompliziert - Ist es manchmal auch. Zumindest bei den Hip Hoppern des Hamburger Hill, deren Debüt anfangs erwähnte Attribute beinhaltet, aber trotzdem im Großen und Ganzen enttäuscht. Woran lässt sich dieses Urteil jetzt argumentativ verankern, die Hanseaten packen doch vieles richtig an? Schwer zu schreiben, und plötzlich sind wir bereits mittendrin in der angesprochenen Erklärungsnot.
Sind es die subjektiv zu hoch gesteckten Erwartungen, die SMD, Hanseknaller, Milestyles, Lil'D und Sleepwalker nicht erfüllen? Vielleicht, denn viel versprechende Zutaten wie eine energische Live-Performance, Sleepwalkers Beat-Künste, die lange Erfahrungen der Rapper und der wirklich wohl klingende Bandname ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Doch warum werde ich nicht satt?
Am meisten nerven wohl die unausgereiften, nicht mehr up-to-date klingenden Vocals, die "Alles Aus" ins graue Mittelmaß befördern. Im Vergleich zur Champions League mit Curse, Savas oder Samy spielen Hamburger Hill lyrisch und raptechnisch eben nur in der Oberliga, selbst wenn der Aufstieg ins Profilager im Bereich des Möglichen liegt. Songs wie "Langer Weg", "Im Zeichen Des Drachen" oder "Alles Aus Im Haus" sprechen halt leider (k)eine Bände. Da nützen auch die sympathischen Erscheinungen der fünf Hamburger sowie deren Live-Qualitäten, zu bewundern am Schluss von "Schenk Ma Ein", herzlich wenig.
Das Debüt wäre eigentlich eine klare 2-Punkte-Angelegentheit, wenn da nicht die lichten Momente von Sleepwalker und den diversen Reggae-Soul-Sängern zu Tage träten, die das Album ans rettende Ufer treiben. Der positive Reigen beginnt mit dem Opener "Whoa Diggy", das vom Großstadtrevier-Intro an über den smoothen Refrain Sleepys bis hin zur gesungenen Strophe am Ende vollends überzeugt. Weitere Höhepunkte stellen das geniale Flötensample auf "Viel Zu Viele", das deep-soulige "Oil And Water" und der Party-Track "Vorsprechkommando" dar.
Was stand noch mal am Anfang? Name cool, Cover stylish, Künstler nett, viele Beats gut und Raps meistens verbesserungsfähig. Stimmt, und Architektur kann schön sein.
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