laut.de-Kritik
Der Blondschopf vereint Pop, Jazz, Soul und Sixties.
Review von Artur SchulzSeien wir doch keine engstirnigen Puristen: das Zusammenspiel zwischen Pop und Jazz kann verdammt viel Spaß machen, denken wir doch nur an gewiefte Crooner wie Dean Martin oder Tony Bennett. Wenn dann noch Elemente aus Soul und Sixties dazukommen, kann das ein großer Spaß werden - man siehe, oder besser, höre, zwecks Beweisführung ganz einfach "Nobody's Tune" des Niederländers Hamel.
Mit einer soliden und abgeschlossenen Musikhochschul-Ausbildung in der Tasche, macht sich der junge Künstler bereits 2007 mit dem schlicht "Hamel" betitelten Debüt-Album nicht nur in den Niederlanden einen Namen. Mehr noch: in Japan und Südkorea gilt der wuschelige Blondschopf bereits als Mädchenschwarm. Auch England hat längst aufhorcht, Mika twittert zum Beispiel: "I Like Hamel".
Höchste Zeit also für's Friendly Fire auf Deutschland, und "Nobody's Tune" entpuppt sich eindeutig als schmackhafte Sahneschnitte. Bereits mit den ersten drei Titeln beweist Hamel seine Vielseitigkeit.
"Don't Ask" geht gut ins Ohr mitsamt sauber inszenierten R'n'B-Akzenten, bei dem cheesy gefangen nehmenden "March, April, May" trifft sich Andy Williams mit Burt Bacharach zum gemeinsamen Martini. "Breezy" erinnert nicht nur wegen des Titels (bewusst) an den George Benson-Klassiker "Breezin'". Augenzwinkernd die Historie zitierend, groovt die Nummer mit satten Beats und dezent eingestreutem Jazz-Kolorit über die Soulpop-Veranda.
Als unwiderstehlicher Happy-Happen nimmt "Details" von Anfang an fest gefangen. Dieses Zusammenspiel aus fein getunten Crooner-Elementen mitsamt ausgefeilter, packender Komposition und wirkungsvollen Bläser-Akzenten macht es einem leicht, an der Bar noch gern gut gelaunt einen zweiten oder dritten Drink zu ordern.
Doch auch in leisen Passagen überzeugt Hamel, so in "Tiny Town" sowie dem effektiv mit langsamen und schnellen Parts korrespondierenden "One More Time On The Merry-Go-Round". "Amsterdam" betört mit seinem melancholischen Leierkasten-Touch.
Ein strahlendes Sixties-Pop-Feuerwerk zündet gegen Alben-Ende dank "As Long As We're In Love". Das Schlagzeug legt los, die Streicher jubilieren um die Wette, dazu jede Menge Glanz, Glitter und Flitter. Duffy ist leider gerade fort, doch eine andere Duett-Partnerin gibt hier den verführerischen Hamel-Gegenpart. In den Hintergrund gerückte, doch höchst wirkungsvolle Schellen setzen heitere Akzente.
Die Produktion begeht nicht den Fehler, Bläser etwa zu vordergründig laut oder gar Klischee-beliebig einzusetzen, vielmehr fügen sich hier Understatement und überdurchschnittliches Songwriting zu einer geglückten Symbiose. Ein paar mehr Ecken und Kanten würden Hamels Songs gewiss noch besser stehen, aber was soll die Erbsenzählerei ...
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