laut.de-Kritik
Wann kommt das verflixte vierte Album?
Review von Eberhard DoblerLogisch, bei Hard-Fi denkt man immer ans Debüt, die Tanzattacke "The Stars Of CCTV" (2005): null Produktionskosten, dafür Nummer eins in UK samt fünf Chartsingles. So gehen Pop-Märchen. Doch die von Warner initiierte Best Of zum Zehnjährigen dokumentiert nicht nur das Hit-Album, sondern reichlich smarte Songs. Die 19 Tracks speisen sich hauptsächlich aus den bisherigen drei Studioalben.
"Hard To Beat" könnte allerdings das Meisterstück gewesen sein: die Fusion von Frenchhouse-Logik und Rock-Four-Piece. Dazu "Tied Up To Tight" oder "Cash Machine", alles knackig junge Vorstadt-Hymnen, die gerade deshalb funktionieren, weil sie bei aller Eingängigkeit einfach hingerotzt sind.
Der Zweitling "Once Upon A Time In The West" ging dann 2007 erneut in die Poleposition. Die Platte spuckte zwar mit "Suburban Knights" die erfolgreichste Single der Band aus, verkaufte sich aber schon nicht mehr so gut. Das dritte Album "Killer Sounds" (2011) packte dann nur noch Rang neun. Ein klarer Abwärtstrend - gleichwohl von recht einem hohen Niveau her kommend.
An diesem Punkt legt man dann die Stirn in Falten: Denn Tracks wie "Can't Get Along" vom Zweitling oder "Bring It On" vom 2011er-Album sind, betrachtet man ihre Zutaten genauer, qualitativ keinesfalls weniger substanziell als die Tracks des Debüts. Im Gegenteil: Hatte man Hard-Fi gar nicht mehr auf dem Schirm und erinnert sich maximal an "Stars Of CCTV", wundert man sich fast über die Hitdichte der Compilation.
Von The Clash über Indierock bis Ibiza-Feeling bis hin zu Dub, Hip Hop-Einflüssen, Soul, Blues oder auch einen Hauch "Spiel Mir Das Lied Vom Tod" - immer noch erstaunlich, wie locker die Crew aus Staines alles unter einen Hut brachte - auf allen drei Alben. Warum also ging es nach der ersten Scheibe bergab? Vielleicht kam der urbane Dancerock 2005 eben ganz genau zur richtigen Zeit und traf den Nerv der Jugend.
Nicht umsonst beziehen sich acht der 19 Tracks auf besagtes erstes Album, das fast die Hälfte der insgesamt 2,6 Millionen verkaufter Platten ausmacht. Der iTunes-Bonusttrack "You And Me" (von "Once Upon A Time In The West"), ein "Hard To Beat"-Remix von Axwell sowie das roughe "Like A Drug" (ebenfalls ein iTunes-Bonus, "Killer Sounds") machen den Überblick komplett. "Like A Drug" hätte nebenbei einen Platz auf der regulären Ausgabe des Soundtracks "The Twilight Saga: Breaking Dawn – Part 1" verdient gehabt, statt nur auf der Deluxe-Edition zu landen.
Nun kommt es für Mannen um Richard Archer, die den Ausstieg von Gitarrist Ross Phillips kompensieren müssen, wohl auf das schon länger angekündigte - und verflixte - vierte Album an. "Move Over", der einzig neue Track auf der Best-Of, wirft einen ersten Blick in die Zukunft: Hard-Fi grooven eher zurückhaltend - nur die Ruhe vor dem Sturm? Hoffentlich.
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