laut.de-Kritik
Die Mixtur aus G-Funk und Dirty South bounct wie Arsch.
Review von Stefan JohannesbergIch habe es ja fast nicht mehr für möglich gehalten, dass mich für G-Funk und Dirty South noch derart begeistern könnte. Die G-Funk-Ära war für mich künstlerisch schon nach Snoops "Doggystyle"-Album uninteressant geworden, und den Dirty South-Sound ziehe ich mir höchstens via Outkast rein. Ansonsten sind mir solche Beats einfach zu dünn und seelenlos. Doch was der 25-jährige Rapper Haystak aus Tennessee mit diesen beiden Stilen anstellt, ist kreativ wertvoll und bounct wie Arsch.
Minimalistische Samples, die sich zu meist nur auf ein einziges Instrument (Gitarre, Trompete, Saxophon, Synthie) reduzieren. Die Drumbeats nehmen die Rhythmen des G-Funk und des Dirty South auf und kreieren daraus einen absolut stimmigen, originellen Sound, der dazu noch fett aus den Boxen pumpt. Absolut einzigartig ist auch Rapper Haystak selbst. Er sieht aus wie eine weiße Version von Big Pun und Fat Joe, doch sein Flow erinnert mehr an eine Mixtur aus nasalem B-Real-Style und rockigem Everlast-Singsang.
Gleich der erste Track der Platte "Car Full Of White Boys" hat das Zeug zum Klassiker. Kennt noch jemand "Born To Roll" von Masta Ace, die ultimative Autohymne zum Durch-die-Gegend-Cruisen? Mit diesem Song ist ein würdiger Nachfolger gefunden, um aus allen offenen Autofenster und Kabrios dieser Welt zu tönen. Versteht mich nicht falsch, es handelt sich hier nicht um Sommer-Sonne-Strand-Musik, sondern eher um einen Soundtrack für die Nacht auf den Straßen der Stadt.
Denn Haystak hält nicht viel von Texten über Geld, Drogen und Bitches, sondern konzentriert sich bei seinen Lyrics auf erlebte Wahrheiten und andere Lebensweisheiten. Das ist auch ein Grund, warum die Stücke niemals in Nelly-Bubblegum-Rap abdriften, sondern immer eine gewisse Tiefe aufweisen. Anspieltipps neben besagtem Lied: Alles.
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