laut.de-Kritik
Die Peepshow-Songs passen wie angegossen.
Review von Mathias MöllerHellacopters-Fans sind per Definition keine zart besaiteten Menschen. Sie gehören eher zu diesem Schlag Zeitgenossen, die ein Konzert mit Schweißbad und Bierdusche für einen adäquaten Zeitvertreib halten und auf ehrliche, handgemachte Gitarrenmusik stehen. Ich bin einer von ihnen. Und doch trug ich die sprichwörtliche Träne im Knopfloch meiner Jeansjacke, als die Schweden im letzten Jahr verkündeten, dass sie sich auflösen werden.
Glücklicherweise räumte die Band ihren Fans eine Trauerfrist bis zum letzten Album und der dazu gehörigen Tour ein. Zumindest die Scheibe ist jetzt da, "Head Off" heißt sie und offenbart schon im Titel eine Facette des rockenden Quintetts. Humoristisch gehen sie mit ihrem Abschied um, "Head Off" heißt so viel wie "Hauen ab", kann natürlich auch als "Kopf ab" gelesen werden. Was halt so passiert, wenn der Höllenschrauber in letztes Mal landet und man nicht rechtzeitig die Rübe einzieht.
Passenderweise ist die Band dann auch abgebildet, hinten auf der CD: Mit den Köpfen, hinter Helmen versteckt, unterm Arm. Die Hellacopters sind Geschichte, tot, erledigt. Und da sie schon beim letzten Album den Rock'n'Roll für tot erklärten, haben sie sich für "Head Off" gar nicht die Mühe gemacht, ihn wiederzubeleben.
Denn das Abschiedsalbum enthält keinen einzigen neuen Song. "Head Off" ist schlicht ein Coveralbum. Auf ihrer Homepage erklärt die Gruppe, dass sie diese Platte schon weit vor ihrem Beschluss, sich aufzulösen, als solche Huldigung an unbekannte Rock-Acts konzipiert war. Und trotzdem mögen nun die Mäkeler kommen und "Betrug" schreien.
"Mitnichten!", entgegne ich. Denn: Wer nicht um diesen Umstand weiß, merkt es nicht. Die zwölf Titel auf "Head Off" könnten genau so aus der Feder von Nicke Andersson und Co. stammen. Die Stücke von Bands wie Dead Moon, den New Bomb Turks oder den Peepshows passen den Hellacopters wie auf ihre Bier- und Schweiß-gestählten Körper geschneidert.
"Head Off" rockt durch die Bank in gewohnter Manier vom Anfang weg, gepaart mit großen Rock'n'Roll-Balladen wie "Another Turn" der schwedischen Kollegen The Maharajas. Dass hier niemand die Innovationskeule schwingt, sollte dem Hellacopter-Kenner ebenso bewusst wie recht sein. Straighter Four to the Floor Rock'n'Roll trifft - wie in den Jahren zuvor auch schon - auf fette Grooves und eine gehörige Portion Soul.
Und so huldigen Andersson, Dahlqvist, Eriksson, Håkansson und Lindström nicht nur ihrem Genre, sondern auch noch ihren Helden, ihrer Inspiration und denen, die vielleicht zu Unrecht vergessen wurden. Wer sich die Liner Notes zu den Songs auf der Hellacopters-Page durchliest, erhält so noch kostenlosen Geschichtsunterricht der Gastdozenten an der Rock'n'Roll High School.
"Head Off" ist ein ungewöhnliches, auf jeden Fall aber auch würdiges Abschiedsalbum. Die Hellacopters haben sich nie zu Ernst genommen; die Tatsache, dass sie sich mit einem Tribut an den Rock und seine Protagonisten verabschieden, anstatt sich selbstherrlich zu feiern, spricht für die Jungs.
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