laut.de-Kritik
Ozzy-Fans müssen allmählich umdenken.
Review von Michael EdeleWährend "Memories In Black" nun schon zum wiederholten Male bei mir im Player rotiert, sehe ich die Entwicklung der Band mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Hatte ich mich im Vorfeld schon auf die einzig wahre Ozzy Osbourne-Scheibe in diesem Jahr gefreut (und damit meine ich NICHT "Black Rain", Freunde) sehe ich mich auch von den Ozzys aus Schweden ein wenig enttäuscht.
Der Grund dafür ist einfach und schnell erklärt: Sänger Andy Alkman ist es nicht mehr genug, nur als bester Ozzy Osbourne seit 20 Jahren in die Geschichte einzugehen, er will seiner Stimme einen selbstständigeren Sound verpassen. Das sollte man ihm eigentlich nicht vorwerfen - zumal die Nähe zum Altmeister ja nach wie vor deutlich zu hören ist - aber ein wenig Wehmut kann ich mir nun mal nicht verkneifen. Hat man sich aber damit erst einmal abgefunden, bekommt man auch auf dem dritten Werk genau das, was man schon von den ersten beiden kennt: lupenreinen Metal mit fetten Gitarren und ordentlichen Grooves.
Wenigstens schüttelt sich Jocke nach wie vor so geile Riffs und Licks aus dem Ärmel wie Zakk Wylde, der auf dem letzten Osbourne-Output ja kaum zum Zuge kam. Da kommt ein schneller Rocker wie der Opener "Rewinding Time" gerade recht und auch die etwas besinnlicheren Töne im Mittelteil mit dem hammergeilen Solo gehen voll in Ordnung. In die gleiche, rockige Kerbe schlagen Songs wie "Warzone", "Search Goes On" oder auch "Right Now" und sorgen damit für strahlende Gesichter. Dabei ist auch auf dem Rest der Scheibe weder Jammern noch Zähneklappern angesagt.
Von ihrer Stonerseite zeigen sich Hellfueled im 70er-lastigen "Sky Walker", im schleppenden "Queen Of Fire" oder dem mit Hammond Orgel und einem fetten Black Sabbath-Riff verzierten "Face Your Demon", während sie beim ruhigeren "Again" balladeske Töne anschlagen. Zu meinen persönlichen Favoriten zählen aber das monstermäßig groovende und passend betitelte "Monster" und das ebenfalls treffend benannte "Down", das dank der Slidegitarre und dem Southern Flair ein wenig an eben Jene erinnert.
"Master Of Night" ist mit Sicherheit kein schlechter Song, zieht aber ein wenig am Niveau der restlichen Nummern vorbei. Dafür bietet das abschließende "Slow Down" noch einmal Heavy Metal in Reinkultur und sollte nicht nur Ozzy-Fans ein dickes Grinsen ins Gesicht zaubern.
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