laut.de-Kritik
Die Grooves sind funky, der Rhythmus schwarz.
Review von Dominik KrausUnter den fast so zahlreich wie die Obstfliegen in meinem Biomüll existierenden Dance-, Chill-, Trance-, Techno-, und Sonstwie-Compilations der letzten Jahre hat sich die DJ-Kicks-Reihe des Berliner K7-Labels als eine der wenigen Klassiker heraus kristallisiert. Das liegt in erster Linie an der intelligenten Veröffentlichungsstrategie, die neben einer relativen Vielfalt an Styles vor allem auf die Qualität der Künstler achtet, die da ihren Mix anbringen.
Man erinnere sich nur an den fabulösen Kruder & Dorfmeister-Mix, der gleich mehr als eine halbe Studentengeneration musikalisch (mit-) prägte und ca. drei Jahre lang auf quasi jeder WG-Fete irgenwann im Verlauf des Abends aus den Boxen flimmerte. Für die nächste Version ihrer Reihe heuerten K7 nun mit Henrik Schwarz einen der angesagtesten und einzigartigsten DJs/Produzenten der deutschen Elektroniker-Szene an. Ursprünglich aus dem Acid Jazz/Rare Grooves-Umfeld stammend, hat sich Schwarz seit Anfang der 90er des letzten Jahrtausends beständig mehr und mehr in Richtung Techno und House entwickelt.
Im Rahmen seiner sehr vielfältigen Produktionen blieb er aber immer stets auch ein wenig seinen schwarzen musikalischen Wurzeln verhaftet, so dass diese auch in recht flotten Momenten immer noch funky durch den elektronischen Soundteppich grooven. Dieses elegante Wandeln zwischen den Welten zieht sich auch bei seinem aktuellen DJ-Kick wie ein roter Faden durch seinen rundum gelungenen Mix. So wirkt die Platte trotz der großen Spannbreite an Styles von vorne bis hinten in sich geschlossen und wie aus einem Guss.
Zudem ist der Aufbau der musikalischen Reise sehr geschickt gestaltet und lässt sich die Stückeauswahl sowie deren Reihenfolge schlichweg mit sehr reif zu betiteln. Gewürzt wird das Ganze mit einigen Einwürfen des eigenen Schaffens, wie beispielsweise Henriks brillanter "Walk A Mile In My Shoes"-Remix von Coldcut feat. Robert Owens oder das sehr deepe "Jon".
Neben den Tracks aktueller Künstler kommen zudem etliche Helden der Vergangenheit zu Wort. So sind beispielsweise James Brown und die legendären Cymande mit an Bord. Überhaupt ist zu sagen, dass Funkyness hier ziemlich groß geschrieben wird. Der allgemeine Rhythmus des Mixes ist eindeutig black. Funk, Soul, Afrobeats, cremiger House - alle kommen sie hier zusammen. Und zwar auf eine Art und Weise, die jederzeit angenehm vielschichtig und komplex bleibt. Und dabei stets munter vor sich hin rollt.
Das ist dann zwar wahrscheinlich nicht jedermanns cup of tea, zeigt aber, was möglich ist, wenn man sich mal von ein paar Scheuklappen befreit und auch mal über den Tellerrand linst. Alles in allem ist Henrik Schwarz mit diesem Mix ein sehr schönes Statement dessen gelungen, wie er es sich hoffentlich auch in Zukunft vorstellt, die alte Welt (Funk) mit der neuen (House) in Einklang zu bringen. Brothers, sisters, one day we will be free ...
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