laut.de-Kritik
Die Königin des Vintage-Sounds ist zurück.
Review von Jasmin LützLange hat man von der Queen of Garagen-Punk nichts mehr gehört. Nach sieben Jahren gibt es nun ein neues Album von Holly Golightly. "Look Like Trouble" erscheint auf Damaged Goods, dem britischen Independant Label, das ihr schon viele Jahre die Treue hält. Holly war in den 1990ern bei der englischen Girl-Gruppe Thee Headcoatees dabei. Das weibliche Pendant der Headcoates aus dem ländlichen Chatham in Kent. Und somit einer der besten Garagenband-Absolventin der Billy Childish-Schule. Sie ist die Königin des Vintage-Sounds. Tief verwurzelt im Rock'n'Roll und fusioniert mit entspannten Folk-Blues-Rhythmen.
Ihrer Retro-Schiene bleibt sie auch auf "Look Like Trouble" treu, bringt aber mehr Gelassenheit in ihre Songs. Das soll nicht heißen, dass sie nicht auf Krawall gemünzt ist. Der spitze Garagen-G'roll haftet noch an ihren Texten, und den lässt sie mit der ersten Single "Miss Fortune" lässig auf die Menschheit los. Diesen Song empfiehlt sie persönlich allen, die keinen Funken Verstand haben: "Poor little misfortune, from me to you, Your bullshit gauge is broken. I tell you what I'd do. If I were you. Check on what you heard. If I were you. You should question every word. Poor little misfortune, easily misled. Trying to buy what you ain't got. And no money's going to get."
"Falsche Richtung, Dummheit lass mich los". Hollys Lieder sind Gedankenspiele aus Höhen und Tiefen. Der Opener "Black Tongue" ist ein melodischer Fluch mit verzerrter Blues-Melancholie, "Rolling Alone" ermuntert mit einem beschwingten Bass-Gitarren-Battle. Der Herbst ist die Jahreszeit, in der das Gemüt von Sonnenstrahlen auf kältere Temperaturen umswitcht. Hollys Songs halten den inneren Blues bei Laune.
Ihr Faible für Retro-Musik und Vintage-Klamotten hat sie nicht nur mit den Girls von Thee Headcoatees ausgelebt, sondern später auch auf ihren Soloplatten immer wieder betont. So wie auf dem 2004 erschienenen Slowley But Sureley. Musikalisch reist sie dabei durch die Zeitmaschine der 1930er, 1940er bis zu den 1960er Jahren. Und das klang schon alles andere als verstaubt.
Gefühlsschwankungen sind erlaubt, Hollys Gesang und Gitarrenspiel schwelgen in Erinnerungen. Als hätte man eine Münze in die Jukebox geworfen. Hammond-Orgel-Orgien ertönen in "Time" und die Klaviertasten kommen auch schon bei "Down To One" zum Swinging-Einsatz.
"It's All" widmet sie einigen verstorbenen Freunden, auf deren Beerdigung sie nicht sein konnte. Eine bemerkenswerte Künstlerin und Songwriterin. Kein Wunder, dass auch Jack White sie schon vor seiner White Stripes-Karriere als Vorbild verehrte. Begeistert von Tieren, vor allem von ihrer Liebe zu Pferden erzählte sie einmal sympathisch im Interview.
Jetzt wünscht man sich eigentlich nur noch ein Konzert zusammen mit ihrem Lehrer Billy Childish. So wie damals, als Thee Headcoatees mit The Headcoates gemeinsam auf der Bühne standen.


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