laut.de-Kritik
Entrückter Trip Hop, der ohne Beats auskommt.
Review von Giuliano BenassiLaute Töne waren nie Hope Sandovals Ding. Ihre Schüchternheit gehört zu ihr wie der unaufgeregte Gesang und ihre zurückgezogene Lebensweise. Aus der sie sich höchstens zurückmeldet, um in unregelmäßigen Abständen ein neues Werk vorzustellen.
So erscheint ihr vorliegender Zweitling erst sieben Jahren nach dem Solodebüt "Bavarian Fruit Bread". Auch diesmal ist Colm O'Ciosoig, Schlagzeuger der seelenverwandten My Bloody Valentine, mit von der Partie und sorgt für eine gewohnt behutsame Produktion.
Es ist nicht einfach, Sandovals Soloplatten von denen ihrer Band zu unterscheiden. Mazzy Star befinden sich zwar seit 1996 auf einem Sabbatical, auf dem Papier leben sie aber nach wie vor. In beiden Fällen scheint Sandovals hohe, fast mädchenhafte, aber erstaunlich emotionslose Stimme aus einer vertrauten, aber entfernten Traumwelt zu entspringen.
Dabei setzen sie und ihre wechselnden Mitstreiter auf einfache Mittel, in diesem Fall Akustikgitarren. Weitere Instrumente kommen auch zum Einsatz, halten sich aber meist so sehr im Hintergrund auf, dass man sie kaum wahr nimmt. Eine entspannte, leicht morbide Stimmung entfaltet sich im Äther, ohne dass wirklich etwas geschieht.
Trotz der Zutaten klingt "Through The Devil Softly" weniger wie Folk, sondern wie Trip Hop ohne Beats. Was – zugegeben – einigermaßen absurd erscheint, den Nagel aber auf den Kopf trifft. Immerhin hat Sandoval unter anderen mit Air, Massive Attack und den Chemical Brothers zusammen gearbeitet.
Diese Vergangenheit kommt zum Schluss deutlicher zum Tragen. So klingt "Trouble" wie eine entfernte Erinnerung an einen Spaghetti-Western, während "Fall Aside" auf Gitarren verzichtet. Entrückt bleibt die Stimmung trotzdem.
"Through The Devil Softly" ist ein bemerkenswertes Album, das eine fast vergessene Klangkünstlerin gut in Szene setzt. Bald könnte sogar weiterer Output folgen, denn nach Angaben Sandovals ist ein neues Werk von Mazzy Star bereits fertig gestellt.
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